Leben in Dänemark

Mutige Weihnachten

Rotfrau ist ein Rezeptterrorist. Rezepte lesen: ja.
Sich daran halten: nein.
Terroristisches Ignorieren und Nachahmen.
Sie liest sich aber sehr gerne die Rezepte durch und kann sich dann recht gut vorstellen, wie das Ergebnis schmecken wird. Sie ist auch in der Lage, in Restaurants verkostete Leckerbissen zu Hause nachzukochen. Mit diebischer Freude erschmeckt sie genüsslich einzelne Gewürze und nach und nach werden die Zutaten zum Nachkochen erspürt. Zumindest gibt es so im Restaurant immer interessanten Gesprächsstoff! Und schon öfter konnte sie durch dieses Können den wundervollen großen schwarzen Mann in kulinarische Verzückung versetzen, der ihre Sauce Bolognese für einen Traum hält. Es sind die getrockneten Steinpilze, Mann! Sie geben den „schweren Hintergrund“, wie ich immer sage. Zwei Scheiben reichen völlig!
Rezept?
Gibt’s nicht.
Fertigpulver oder Brühe?
Braucht´s nicht und wenn, dann nur ohne Glutamate und Hefe. Am liebsten selbstgekochte Gemüsebrühe.
Kochen gelernt hat sich die große rote Frau durch brachiale Neugierde. Oder nenne ich es der Einfachheit halber mal lieber Liebe zum Essen?
Am Anfang standen die Knůrr-Tüten. Was ist denn da drin? Mal ins Kochbuch gucken und nach Anweisung kochen? Nope, wozu denn? Experimentierfreude am Kochtopf! Experimentierfreude am Esstisch!
Eine junge Rotfrau lernte einst eine Brasilianerin kennen und bat diese, mal für sie was „Landestypisches“ zu kochen. Es kamen im Laufe der Zeit ein Kenianer, ein Pole, ein Rumäne und ein Norweger (er besteht auf Same!) dazu. Anfangs war das kulinarische Vorpreschen dem damaligen Preußenehemann noch peinlich, aber nach 10 Jahren Ehe verließ er das gemeinsame Haus mit 25 kg mehr auf den Rippen.
Noch habe ich keinen Dänen dazu überreden können, was richtig Dänisches für mich zu zaubern, aber Rotfrau hat die verfressenen Fühler schon wieder ausgefahren. Gløgg kocht (der wird ja nicht gekocht, sondern eher gebraut 😉 )sie schon ganz gut nach und bald backe ich Lakritzplätzchen.
Da ich mir darunter leider ÜBERHAUPT nichts vorstellen kann, werde ich mich zum ersten Mal gaaaaaaaanz exakt an folgendes Rezept* halten:
Plätzchen2 - Kopie Plätzchen1 - Kopie

Irgendwie graust mir ein wenig vor Weihnachtsplätzchen mit Lakritzgeschmack, aber die Neugierde ist wieder mal stärker. Rotfrau isst sehr gerne Lakritz: Süße und salzige, flüssige Salmiakpastillen (übrigens super gegen drohende Halsschmerzen)…aber lakritzige Weihnachtsplätzchen? Irgendwie brrrrr.
Nachbarin schwärmte sogar von Lakritz in der Salatsoße, „aber nur einen klitzekleinen Hauch davon“.
Tja, ich fürchte, hier braucht Rotfrau starke Nerven.
Mutige Weihnachten.

* Übersetzung, sinngemäß:
200 g Mehl
125 g Butter (wenn man die Butter durch Margarine ersetzt, liegen die meisten Plätzchen nicht wie Steine im Magen. Ich denke, ich werde…hihi)

175 g Zucker

1 Ei

1/2 Teel Backpulver
15 g Lakritzpulver oder zerstoßende Lakritzbonbons
15 Stück weiche, süße Lakritze, ganz klein hacken
70 g getrocknete Preiselbeeren (na gut, beim A…ldi gibt´s Cranberrys, das ist ungefähr das gleiche)

Alles zu einem Teig kneten und zu einer Rolle formen. Selbige in Folie wickeln und eine halbe Stunde im Gefrierfach hart werden lassen. In Scheiben schneiden und bei 180 Grad für ca. 8 bis 10 Minuten backen.
Nur Mut! 🙂

Bildquelle: Eigene Fotografie aus: Gratis Magasin „Kulør“, Ausgabe November 2014, Nr. 112, Seite 16

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Ich bin Marion und schreibe in unserem Onlinemagazin Meermond zu den Themen Reisen, Fotografie, Kultur und unser Leben in Skandinavien.

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