Ich als Mama

Vuggestue

Nachdem Rotfrau mit den Krawallozwillingen den Donnerstag- und Freitagvormittag gemeinsam in der Vuggestue verbracht hatte, rieten ihr die dortigen Pädagogen heute zu einem zügigen Abschied.
Ach du lieber Himmel, was hat der kleine Wikinger geschrien! Wie am Spieß, schrill und sich überschlagend.
Vom kleinen Belgier war nichts zu hören. Entweder, weil ihn sein Bruder lauthals überkreischte, oder weil er zu schockiert über die Tatsache war, dass seine Mama ihn jetzt einfach hier bei all den Leuten gelassen hatte!
13 Kinder und vier Frauen in einem Raum und alle sprechen irgendwas, was wir nicht verstehen! Naja, nicht ganz, eine der Erzieherinnen spricht fließend Deutsch. Aber trotzdem! Das geht doch so nicht, Mama!
Doch.
Es geht, weil es so sein muss.
Rotfrau will und muss wieder arbeiten. Das Leben in Dänemark ist erheblich teurer als das in Deutschland.
Erstmal braucht Rotfrau ein, zwei Wochen Erholung. Zu bald nach längerer und schwerer Krankheit musste sie mehr leisten, als sie eigentlich körperlich in der Lage war.
Und ist.
Erst mal Krankengymnastik. Erst mal wieder runter kommen. Am Meer spazieren gehen. Das Gästezimmer möblieren. Sich freuen. Am Klavier sitzen, ohne dass ein Kleinkind „Lala“ machen möchte.
Nun ist es Viertel nach zehn. Um halb 12 hole ich die Kinderchen wieder von der Vuggestue ab. Vermutlich werden sie vor Entsetzen und Zorn weinen und „nur noch raus da“ wollen.
Habe gerade 45 Minuten am Klavier gesessen und traurig festgestellt, dass ich nicht ein einziges Lied spielen kann, ohne grauenhafte Fehler reinzuhauen. Ich bin so entsetzlich ungeübt. Ich bin so müde, dass meine Arme wie Blei an mir baumeln. Große Erleichterung schwappt über mich: Ich habe es geschafft! Ich bin in den zwei Jahren mit den Zwillingen nicht wieder schlimm krank geworden, habe die oft harten Tage überwiegend alleine gestemmt und sogar meine Migräne hat sich bequemt, von den frühen Morgenstunden auf die Abendstunden zu wandern, damit ein wundervoller großer schwarzer Mann die Kinder umsorgen kann.
Ich bin ein bisschen stolz auf mich.
Und ich bin so furchtbar ausgelaugt.
Ich habe keine Kraft mehr und bräuchte die freie Zeit eigentlich dazu, um wieder aufzutanken.
Aber das schlechte Gewissen, meine klitzekleinen Helden solchen Ängsten auszusetzen, schlägt jedwedes Gefühl des Stolzes oder der Erleichterung nieder.
Mama halt.

PS: Ich habe den besten Mann der Welt gefunden. Viele Bloggerinnen betiteln ihren Mann als den besten der Welt, aber nur der meine isses. Er steht in der Nacht auf, obwohl er arbeiten fährt. Er lässt mich an den Wochenenden länger schlafen. Und vieles mehr. Er ist der beste Mann der Welt. Qu.e.d.

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Ich bin Marion und schreibe in unserem Onlinemagazin Meermond zu den Themen Reisen, Fotografie, Kultur und unser Leben in Skandinavien.

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