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Zwei Fähnchen auf dem Weg zur Vuggestue

In Dänemark ist es so üblich, dass Geburtstagskinder beflaggt werden. In jedem Supermarkt kann man Papierfahnen, Flaggenteller/-becher/-tischdecken/-kerzen/-servietten und viel mehr kaufen. Man sieht sofort, wenn in einem Haus Geburtstag gefeiert wird: Das Haus und der Garten sind mindestens mit Papierfahnen geschmückt und viele Dänen haben sogar einen eigenen Fahnenmast im Garten!

Zum gestrigen Geburtstag des wundervollen großen schwarzen Manns haben der Preußenbayer und Rotfrau Fahnen auf dem Grundstück verteilt. Der Nachbar fragte sofort, ob ich denn Geburtstag hätte und meinte, das sehe richtig toll aus!

Selbige Fähnchen waren heute morgen endlich für die kleinen Händchen der Zwillinge freigegeben. Hurra, her mit den Fahnen!

Ich gebe zu, dass ich meine Zwillinge erpresse.

„Wenn ich dich vom Kindergarten abhole, bring ich dir Gummibärchen mit. Sogar zwei. Für jede Hand eins!“

„Wenn du dich jetzt brav anziehen lässt, dann trag ich dich sogar zum Auto!“ (Anm: Rotfrau kann ihre Kinder aufgrund desolater körperlicher Verfassung nicht mehr tragen. „Nur Hand geben“, wie der Belgier immer weise anmerkt.)

Das „Wenn du …“ mag zwar den einen oder anderen entsetzt aufschreien lassen, aber ich bin alleine mit zwei trotzenden Sturköpfen. Die inzwischen schon sehr kräftig sind und sich körperlich massiv gegen Windeln, Waschlappen, Zahnbürsten, Haarbürsten, Creme, Pullover, Hosen, Schuhe, Jacken, Mützen, Autositze und Kindergarten wehren können. Bis die Kinder in der Gruppe sind, habe ich bereits mehrere Wutanfälle überstanden und die Frauen, die mir immer mitfühlend-aufmunternd zulächeln, interpretieren das ganz falsch! Ich schnaufe nicht auf, weil meine Kinder hinter der Tür kläglich weinen und mein Mutterherz daran zerbricht, sondern weil ich froh bin, dass ich es wieder geschafft habe!

Heute musste ich nicht ganz so tief durchschnaufen, weil doch draußen Fähnchen wedelten! Die Kinder ließen sich freiwillig die Schuhe, Mütze, Schal und Jacken anziehen und sogar ins Auto setzen, WEIL:

„Im Autositz darfst du eine Fahne halten und die dann in den Kindergarten mitnehmen!“

Ich bin gerissen, gell?

Ich nenne es aber Notwehr.

Denn nach einer grauenvollen Nacht mit zwei völlig aufgedrehten Kindern habe ich heute wieder den berühmten Fehlblick, den ich mir in meiner seit inzwischen fast dreijährigen Insomnia zugelegt habe. Seit Juni 2012 gibt es so viele schlimme Nächte. Der große Mann sagt bestimmt, dass es doch schon viel besser geworden sei.

Ach, findest du?

Findest du es wirklich „besser“, dass wir keine Nacht einfach nur schlafen dürfen? Es gibt schon mal Nächte, da muss keiner aufstehen. Aber diese Nächte sind pro Monat so häufig wie Vollmond. Und heute Nacht war wieder der Hammer! Und die wechseln sich ab! Man ist kaum eingeschlafen, plärrt der nächste! Und jetzt fangen sie sogar damit an, in unser Bett zu klettern! Mir die Decke wegzustrampeln! Weil sie keine Decke mögen, darf ich also auch keine haben?

Nope, friends!

Mamabett = Mama schläft liegt da drin.

Papabett = Papa schläft  liegt da drin.

****ibett = ****i schläft bleibt da drin.

***ibett = ***i schläft bleibt da drin.

Heute Nacht mach´ ich dieses Theater nicht mehr mit. Sie sind nicht krank. Und ich lass mir durch ihr irres Gekreische in der Nacht auch nicht länger vormachen, dass sie es sind. Heute Nacht steck ich ihnen die Fahnen ins Gitterbett. Ein Versuch ist es wert, oder?

Ich kann nicht mehr und mir fallen auch langsam keine erpresserischen Erziehungsmethoden mehr ein.

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Ich bin Marion und schreibe in unserem Onlinemagazin Meermond zu den Themen Reisen, Fotografie, Kultur und unser Leben in Skandinavien.

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