Gedanken

Gedanken, die niemandem außer Rotfrau gefallen müssen

Ist Ihnen eigentlich schon aufgefallen, dass auf der anderen Seite Ihres Bildschirmes eine Person tippt, die schon gefühlte hundert mal folgendes gehört hat?

Du solltest ein Buch schreiben.

Sehr schön. Ja.

Wer bezahlt denn das? Ein Buch zu veröffentlichen kostet Geld und braucht Beziehungen zu Verlagen.

Beides habe ich nicht.

Muss auch nicht.

Dank eines abgeschlossenen Germanistikstudiums vermag die große rote Frau sich stellenweise recht pfiffig auszudrücken. Sie kann auch sehr witzig schreiben. Und manchmal schreibt sie sehr klug. Baut Stilmittel ein oder brilliert hin und wieder durch sprachliche Besonderheit. Lustigerweise erhalte ich gerade zu diesen sprachlichen Kniffs keinerlei öffentlich einsehbare Rückmeldung. (An dieser Stelle sollen sich nun die forschenden Linguisten gegrüßt fühlen! Danke für Ihre Mühen und Ihr Interesse!) 

Würde ich über meine Kinder zetern oder irgendeine großartige Erziehungsmethode herziehen, woaaaah, der virtuelle Aufschrei wäre groß. Oder würde ich schreiben, dass das Buch

„Jedes Kind kann schlafen lernen“ von Kast-Zahn und Morgenroth die weltbeste Methode der Welt anbietet, um sich als Eltern wieder ruhige Nächte zu verschaffen!

Man würde mich steinigen. Jawohl, würde man. Ich wäre sofort eine Bits- und Bytes – Berühmtheit mit Millionen von hassenden Followern. Witziger Gedanke übrigens. Ein wandelnder Shitstorm sozusagen, dafür berühmt! 🙂

In der „Welt“ von Millionen bloggenden Menschen Berühmtheit zu erlangen, das ist wirklich sehr harte Arbeit!

Man muss bei den richtig „Großen“ aktiv mitmachen, sei es durch „gefällt mir“ oder durch fleißiges Kommentieren. Nachlässigkeit wird bestraft. Man muss seinen Blog vernetzen, viele andere abonnieren oder verlinken und sich mit dem Gesichtsbuch, der Zwitscherei oder dem großen Bilderbuch verknüpfen.

Das ist echte Arbeit!

Wenn man dann also Berühmtheit erlangt hat, muss man Gewinnspiele ins Netz werfen, denn schließlich wollen die Leser bei der Stange gehalten werden, man muss Preise bei Sponsoren einbetteln gehen, Interviews tippen, Blogstöckchen weiterreichen und und und. Damit folgt dann eine regelrechte Spamwelle in der angegebenen Webadresse und plötzlich hat man einen richtigen Nebenjob. Man packt Werbung auf die Seite, man stellt Partner vor und aus einem wundervollen Zeitvertreib wird ein Zeitfresser.

Nur die allerwenigsten Blogger werden von Verlagen gefunden.

Mal ehrlich: Wer will denn schon den ganzen Käse lesen, der da virtuell umherwabert?

Und noch wichtiger: Wer soll denn den ganzen Käse lesen?

Bei blogger.de gibt es tatsächlich Leutchen, die täglich mehrmals nur einen winzigen Buchstaben in ihrer aktuellen Geschichte verändern, nur damit sie wieder in der aktuellen Leseliste auftauchen und gefunden werden können. Hab´s überprüft.

Und bei WordPress ist das Ganze noch vereinnahmender.

Warum bist du denn dann überhaupt im Netz, wenn denn alles so schlimm ist?

Ich finde es sehr praktisch, eigene Geschichten professionell aufzuarbeiten, abzulegen und aufzuheben.

Warum machst du das denn nicht in einer privaten Datenbank, also offline?

Weil es Menschen gibt, die ich gerne bewusst an meiner/unserer Geschichte teilhaben lassen will.

Dann nimm halt die Wurfbox.

Es gibt Menschen, die ich überhaupt erst dadurch kennen lernen durfte, dass ich blogge. Meinen Ehemann zum Beispiel. Mehrere wundervolle liebe Leute, die schon lange nicht mehr „Nur – Leser“ sind. Durch mein jahrelanges virtuelles Schreiben habe ich tatsächlich neue Freunde finden dürfen. Echte Freunde! Vielleicht liest irgendwo ein neuer Freund mit. Wer weiß?

Bist du nicht eine ziemlich eingebildete, blöde Kuh?

Vielleicht bin ich das. Aber ich kann erzählen. Ziemlich gut sogar.

Du solltest ein Buch schreiben.

Ich weiß.

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Ich bin Marion und schreibe in unserem Onlinemagazin Meermond zu den Themen Reisen, Fotografie, Kultur und unser Leben in Skandinavien.

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