unser Umzug

Wir staunen

(veröffentlicht am Freitag, 26. September 2014)

Es gibt immer wieder Momente, in denen wir staunen. Die Dänen sind in vielen Dingen wie wir Deutschen. Aber sie sind auch in vielen Dingen so ganz anders.

Die dänische Wohnkultur unterscheidet sich deutlich von der, die Rotfrau so kennt.
Wohnbereiche sind hier riesengroß, Zimmer sind winzig. Man verbringt Familienzeit miteinander und das spiegelt sich in den Häusern wieder. Familie bedeutet den Dänen alles.
Wir befinden uns derzeit auf Häusersuche und haben Probleme, ein Haus zu finden, in welches das Kinderzimmer unseres Preußenbayers reinpasst! Dabei hat der Bub ein ganz normales Zimmer, wie man es halt so hat. Aber hier in Dänemark wird das tatsächlich schwierig!
Die Wohnzimmer, meist zwei davon, sind riesig, man kann darin mehrere Couchen und mein Klavier reinstellen und immer noch einen Wiener Opernball darin veranstalten (gut, das war jetzt leicht übertrieben, aber im Vergleich kommt das recht gut hin!). Stue, Opholdsstue (oft auch Wintergarten) und Køkken machen den Großteil des Hauses aus.
Küchen sind oft regelrechte Erlebnisräume. Und die werden hier alle mitverkauft! Kein Haus ohne Küche und kein Haus ohne Waschküche. Inclusive praktischem Waschbecken, Schränken und der Geräte.
Na bravo, ist doch prima!
Durch die Haustür geht auch keiner, sondern alle gehen über eben jene Waschküche ins Haus. Der Haupteingang ist den Gästen vorbehalten.
Aha.
In Deutschland handelt man halt mit dem Verkäufer herum. Der eine mehr, der andere weniger. Wir wissen das, denn wir haben uns grade vom kleinen roten Haus am Wald verabschiedet. Hier gibt es eine Webseite, auf der man die Preisentwicklung der Zeit, seit der das Haus offeriert wird, einsehen kann. Man orientiert sich daran und am öffentlichen Schätzwert und unterbietet dann den Preis, zu dem das Objekt ausgeschrieben ist. Das machen hier alle und man kauft dann schon mal für 600000 Kronen ein Haus, das für 1,5 Mio angeboten wurde.
Aha!
Das war nicht gleich so einfach, das rauszukriegen. Wir sind aber ein kleines bisschen schlau und das muss Rotfrau dem Makler am Montag* unbedingt unter die Nase reiben, der schon auf eine hohe Provision hofft…
Der kleine Preußenbayer geht jetzt zur Schule. So ganz hält sich keiner an die Uhrzeit und obwohl er laut Plan erst um Viertel nach drei aus hat, steht der Bub schon immer um fünf nach an der Hauptstraße. Er erzählte mir, dass man essen und trinken darf, wie man grade will, dass man mitschreibt, wie und wann man will und dass man zum Sportunterricht nicht in eine Halle, sondern raus geht. Da wir am Meer wohnen, geht der Bub zum Sport an den Strand. Sechs Schulstunden in der Woche.
Aha.
Meine klitzekleinen Männer fühlen sich bislang auch pudelwohl. Sie spielen im Garten und erhalten von Hauseigentümern, deren Zimmer wir angucken, Schokolade. Sie lieben den Strand und die Dünen. Sie mögen die Pferde und Kühe und die vielen Traktoren, die täglich mehrfach am Wohnzimmerfenster vorbeidonnern.
Es ist Erntezeit…
In unserem Kuhkaff ist nur noch jedes dritte Haus bewohnt – es ist ein Durchgangsstraßenort, sehr stark befahren und extrem nervig…- aber es gibt hier einen Hort, einen Kindergarten und einen Miniladen, in dem man auch Spielsachen und Malkreiden kaufen kann. Mit dem Zwillingskinderwagen.
Die Menschen hier lieben Kinder.
Man spürt es überall.
Man sieht es überall.
Kinder sind hier überall „eingeplant“:
Kindersitze in öffentlichen Toilettenkabinen (Kind in der Kabine anschnallen, wenn Mama mal muss), überall Wickelplätze, Spielzeug, Kinderstühle/Mobiliar, Laufställe in Umkleidekabinen der Hallenbäder (und das nicht nur in der Frauenkabine), Duschsitze/Babywannen/Wickelauflagen in der Umkleide und im Hallenbad selbst, tonnenweise Moosgummispielzeug auf der Wasseroberfläche, welche man kaum mehr sehen kann vor lauter Zeug, Kindermenüs, welche sich nicht nur auf Pommes mit Ketchup beschränken, Abteilungen in öffentlichen Bibliotheken, die aussehen wie ein ganzer Kindergarten incl. Spielzeug und Bücher!
Kinder sind hier so herzlich willkommen.
Ich kann mir keinen besseren Ort der Welt für meine Kinder wünschen.

*Am Montag gehen wir nämlich unser neues Daheim angucken! Rotfrau weiß es, das isses. Ich werde berichten…

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Ich bin Marion und schreibe in unserem Onlinemagazin Meermond zu den Themen Reisen, Fotografie, Kultur und unser Leben in Skandinavien.

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