Familienchaos

Belgische Marotten – Ein Liebesbrief an mein Kind

Oh mein lieber, kleiner Belgier!

Du hast entdeckt, dass wir alle ganz verzückt sind, sobald du dich auf den Bauch legst, dein Kinn auf deine Händchen abstützt und uns mit den größten belgischen Kulleraugen der Welt anhimmelst. Du liebst es, uns mit einem herzlichen Lachen zum Mitlachen zu bringen. Manchmal fälltst du absichtlich hin, um dann mit uns „Was is hier los?“ zu spielen. Du magst partout nicht geküsst werden und wenn dich doch mal wieder ein Küsschen getroffen hat, so bestehst du vehement darauf, dass Mama es dir abwischt 🙂

Wenn du gut gelaunt bist, und das bist du eigentlich zur Zeit überwiegend, teilst du schon mal selbst Küsschen aus und freust dich mit huldvollem Augenaufschlag über unsere Begeisterungsstürme.

Du liebst deinen großen Bruder und spielst sehr gerne „Stecken“ mit ihm. Ihr kichert täglich miteinander unter der Flauschedecke und ruft nach uns. Tadaaaaa! Da bist du ja!

Du hast noch nicht bemerkt, dass dich dein großer Bruder sehr oft austrickst, indem er dir weismacht, du seist so kalt und er müsse dich schnell wärmen: Da du nicht kuscheln magst, kann er dich so an sich drücken und so eine ganze Weile unter der Decke festhalten.

Wenn dein kleiner Zwillingsbruder nicht in der Nähe ist, suchst du ihn. „Wo is ***i hin?“ Manchmal versorgst du ihn mit Dingen, von denen du glaubst, er braucht sie. Meistens kannst aber du selbst die Dinge brauchen, die der gerade in der Hand hat. „Teilen!“ weinst du irgendwann, meinst aber tauschen. Aber nein, getauscht wird nicht und nach längerem Kampf hält jeder doch genau das Ding des anderen in der Hand. „Teilen!“

Du beginnst langsam damit, Spielsachen aufzuräumen und schimpfst deinen kleinen Bruder, wenn der wieder „Ufuug!“ gemacht hat. „Nein, ***i, nein!“ zeterst du aufgebracht, wenn jener etwas vermeintlich Falsches getan hat. Deine Trotzanfälle sind derzeit etwas seltener, dafür umso brutaler. Ganz Diva schreist du dich in Rage, meist am Abend im Bad.

Die Beißerei ist derzeit ´unmodern´ zwischen euch beiden geworden, dafür schärft ihr mit Vorliebe eure Krallen im jeweils anderen Kleinkindgesicht. Wenn dich Mama schimpft, steigst du gerne mit einem „neinneinnein“ ein.

Du bist ein knuffiges kleines Kerlchen und spielst nicht nur mit deinem Krabbelzipfel im Bett, du kletterst inzwischen mit dem halben Oberkörper in den Bettbezug hinein, um noch mehr „Krabbelzipfel“ zu haben. Dein Federbett sieht inzwischen aus wie das sprichtwörtlich gerupfte Huhn.

Du bist ein kleiner Naseweis und kannst dich schon sehr gut artikulieren. Im Prinzip weiß man immer, was du gerade haben willst oder was dich so beschäftigt. Deine nächtlichen Träume beschäftigen dich aber sehr und du wachst mehrmals in der Nacht auf, weil du schlecht geträumt hast. Manchmal kann dich nicht mal mehr dein heißgeliebter „Pappa“ beruhigen.

Obwohl du schon mehrmals erfolgreich ins Töpfchen gepieselt hast, findest du die „Windele“ sehr praktisch, teilst uns aber ziemlich zuverlässig mit, wenn du „Gaga“ in der Hose hast. Warum? Weil du es superlustig findest, die im Plastikbeutel eingewickelte Stinkbombe mit viel Hurra aus der Haustüre rauszuwerfen. (Anmerkung: Nachbarn informieren, die Kinder werfen immer weiter….)

Du magst gerne Fahrrad fahren und beschließt bereits auf der Heimfahrt von der Vuggestue, dass du „waame Hose“ anziehen und „Faarad fahn“ willst. In der Vuggestue scheint es dir inzwischen zu gefallen, denn komischerweise bekommen sämtliche Erzieherinnen neidvolle tausend Küsschen von dir und du willst immer gar nicht mehr mit Heim kommen.

Du bist kräftig und kannst schon viele ´sportliche´ Leistungen vollbringen. Du kraxelst den Berg zur Rutsche hinauf, du kletterst auf allem hoch und du kannst seit letzter Woche von der „Treppe“ hüpfen, die vor dem Waschbecken für dich steht. In den Hochstuhl am Tisch kletterst du brav alleine und weil du gerne und viel isst, hockst du schon im Stuhl, bevor der erste Teller überhaupt auf dem Tisch steht. Am liebst isst du „Ringala“ (Cheerios) mit „Jokuat“.

Deine Tischmanieren lassen zu wünschen übrig. Du schüttest mit Leidenschaft Wasser in deinen Teller und wenn Mama dir das Glas weggenommen hat und dir eine Schnabeltasse hingestellt hat, so tröpfelst du halt Wasser in deinen Löffel. Wenn du ein bisschen gegessen hast, beginnst du damit, die hautpflegende Wirkung sämtlicher Lebensmittel zu testen. Du cremst dich mit Streichkäse ein, badest deine Hände im Orangensaft oder legst schon mal eine Männerbreimaske auf. Wenn wir deinen Beautysalon nicht mehr mit ansehen können und dir das Essen wegnehmen, beschließt du ein „bin satt“ und hüpfst aus dem Stuhl, um dann die unter dem Tisch befindlichen Lebensmittel zu essen. Du frisst wie ein Schwein und wir sind immer noch nicht zu einer Lösung gekommen! Wenn unter dem Tisch nichts mehr ist, kletterst du wieder hoch und isst normal weiter. Bis der erneute Schönheitssalon dein Essen definitiv beendet!

Du bist so süß.

Du bist so anstrengend.

Du bist so niedlich.

Du bist mein Augenstern.

Mein belgischer Augenstern.

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Ich bin Marion und schreibe in unserem Onlinemagazin Meermond zu den Themen Reisen, Fotografie, Kultur und unser Leben in Skandinavien.

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