Leben in Dänemark

Das Leben ist ein Flohmarkt! – das Ding

Er: „Brauchst du Geld oder hast du genug?“

Sie: „Ich geh doch bloß mal gucken! Ich brauche eigentlich nichts!“

Raten Sie mal, was passierte?

Richtig geraten.

Die große rote Frau schleppte ein Riesending vom nahe liegenden Versammlungshaus mit ins große rote Haus. Was das Ding eigentlich sein soll, das lässt sich nicht so wirklich sagen, aber ich kann es gut brauchen!

Es ist ein quadratisches Ding. Braun, geschnitzt und reich verziert. In der Mitte ist ein kleiner Spiegel eingebaut und mittels zweier Läden kann man jenen auf- bzw. zumachen. Der Sinn des Dings erschließt sich mir nicht so ganz, aber sein neuer Verwendungszweck:

Zwischen unserer Küche und meinem Klavierzimmer sind zwei halbrunde Fensteröffnungen inclusive Mauervorsprüngen, die quasi als Fensterbrett fungieren sollen. Vermutlich waren diese über der Spüle befindlichen Löcher als Durchreichen zum als Esszimmer genutzten Nebenraum gedacht. Aber da wir nicht im Klavierzimmer essen wollen, brauche ich diese Durchreichen nicht. Sie sehen einfach nur blöde aus und es stinkt im kreativen Stübchen nach gekochtem Essen. Ich hoffe, eines Tages noch zwei schrullige Fensterläden zu bekommen, denn das Ding wird bald zumindest das eine Fensterloch schließen. Das Ding hat dieselbe braune Farbe wie meine Gründerzeitmöbel und passt mit den schnörkeligen Schnitzereien fast richtig gut dazu.

Rotfrau liebt Flohmärkte und Gebrauchtwarenhäuser. Man kruscht sich durch fremde Geschichten, wundert sich hierüber oder belächelt das andere. Der eine Verkäufer bietet Sachen an, die dem eigenen Geschmack entsprechen, der andere versucht eben seinen schlechten an den Mann zu bringen. Nicht alles kann man zweiter Hand kaufen, aber vieles ist es wert, weitergenutzt zu werden. So zum Beispiel das Ding. Es hat neu bestimmt viel mehr gekostet und wäre zu schade für die Müllhalde. Man wirft heute schon sehr schnell die nicht mehr nötigen Sachen weg. Vor allem mit Kleidung geht man oft sehr fahrlässig um! Der Kapitalist freut sich über den modernen Wegwerfer, andere brüllen nach einer „Shoppingdiät!“ und kaufen nur noch ein T-shirt statt fünf bei den üblichen Billggiganten. Jeder so wie er möchte, ich werde darauf nicht weiter eingehen. Aber gerade die wertvollen und kostspieliger erstandenen Dinge sind meist von so hoher Qualität, dass man sie nicht wegwerfen muss, wenn man sie selbst nicht mehr haben will. Ich kaufe nicht jeden Mist, der auf dem Flohmarkt oder im Genbrugshaus feilgeboten wird, ich suche mir Lieblingsstücke aus. So konnte ich mir schon Sachen schenken, die ich mir als teure Neuware vermutlich nicht geschenkt hätte!

Was auf Flohmärkten außerdem sehr witzig ist, ist die Tatsache, dass man mit dem Verkäufer ein anderes Gespräch führt als im Geschäft. Man unterhält sich über das Ding und manchmal plaudert der eine oder andere aus dem sprichwörtlichen Nähkästchen. Versuchen Sie das mal im Möbelhaus oder bei den Bekleidungsriesen! Das Handeln gehört obendrein irgendwie dazu, zumindest war das in Deutschland so. Ob das in Dänemark auch üblich ist, weiß ich nicht. Als ich die Verkäuferin jedenfalls fragte, ob sie mit mir handeln möchte, lächelte sie und ließ sich tatsächlich ein bisschen herunterhandeln.

Jetzt brauche ich noch schrullige Fensterläden.

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Ich bin Marion und schreibe in unserem Onlinemagazin Meermond zu den Themen Reisen, Fotografie, Kultur und unser Leben in Skandinavien.

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