Umzug nach Dänemark

Dänische Regenblumen

Der wundervolle große schwarze Mann liegt neben mir auf der Couch und guckt sich außerirdische Cowboys an. Der Film ist eine seltsame Mischung, finde ich. Trotz einer hochgradigen Besetzung vermag er meine Blicke nicht auf die Flimmerkiste zu ziehen, ich träume mich nach draußen weg.

Im linken Fenster tummeln sich die weißen und roten Blüten der Bäume, die rechte Fensterwand gibt den Blick frei auf ein einzigartiges Blumenmeer. Das sich blau verfärbende Licht des Abends hüllt die verregnete Landschaft in einen weichen Mantel ein.

Rotfrau springt auf und schnappt sich die Kamera.

Obwohl sie nicht über das fotografische Talent ihres Manns verfügt, versucht sie, die farbenprächtigen Wasserspiele auf den prächtigen Blumen einzufangen. In der wundervoll klaren Luft säuselt ein feines Blumenparfum.

Unser Garten ist eine Pracht.

Täglich entdecken wir neue Pflanzen und staunen über die große Vielfalt. Das Gras ist weich und sattgrün. Hier in Nordjütland ist es wirklich nicht schwer, einen englischen Rasen zu haben: Man zieht an den Löwenzahnblättern und schwupps hält man die ganze Blume inclusive einer 30cm langen Wurzel in der Hand.

In unserem alten Garten in Bayern mussten wir die  Blumenzwiebeln schier mit dem Spaten einsetzen. Der Boden war hart wie Beton und riss in den trockenen Sommertagen in tiefen Spalten auf wie brüchige Saharaerde. Einen grünen Rasen im Sommer kannten wir nicht, wir waren eher stellenweise braun verbranntes Heu gewohnt.

Wir fanden unser neues Zuhause im November. Die Bilder im Eposé waren zauberhaft ausgewählt und zeigten einen sehr gepflegten Garten. Natürlich war alles abgeschnitten und die Pflanzen hatten sich teilweise zurückgebildet. Wir erwarteten einen zurückhaltenden, gepflegten „Park“ mit vereinzelt gesetzten Blumenstöckchen im peinlich gepflegten Braun der Rabatten.

Jetzt ist Frühling.

Das Draußen wacht auf und präsentiert sich in unglaublicher Schönheit. Überall zwinkert gelber Islandmohn zwischen den vielen anderen Blumen hindurch – ach, wie oft habe ich den vergeblich in meinem damaligen Blumengarten beim roten Haus am Wald eingepflanzt! Vergissmeinnicht, Glockenblumen, lange Wildapfelhecken, Waldmeister, Maiglöckchen und vieles mehr. Die vielen Tulpen, Narzissen und Hyazinthen sind beinahe langweilig gegen die buntgemischte Pracht. In unserem neuen Dänengarten wachsen sogar Aronstäbe und Funkien! Viele Funkien in allen Formen, Größen und Farben. Der Farn ist dabei, seine großen Wedel auszurollen und die noch immer nicht blühenden Pfingstrosen strecken sich in bislang ungeahnte Höhen. Ich bin einfach nur noch hingerissen und hüpfe durch das nasse, weiche Gras. Der Boden fühlt sich nicht so hart an, wie ich es immer noch in meinem Gedächtnis als „normal“ abgespeichert habe.

Was das hier ist, weiß ich allerdings nicht. Anfangs dachte ich an ein weißes tränendes Herz, aber Blätter und Blüten sehen doch etwas anders aus:

regenblumen - Kopie

Jeden Tag hat der Dänengarten eine neue Überraschung und bietet nicht nur den kleinen Zwillingen eine richtige Entdeckungsreise.

Der wundervolle große schwarze Mann lässt die Cowboys alleine und sich ebenfalls von den dänischen Regenblumen begeistern…

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Ich bin Marion und schreibe in unserem Onlinemagazin Meermond zu den Themen Reisen, Fotografie, Kultur und unser Leben in Skandinavien.

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