Leben in Dänemark

Pfifferlinge mit blauen Punkten

Nordjütlands Herbst ist wärmer als der vergangene Sommer! Die Sonne strahlt in wärmsten Gold, der Himmel leuchtet blau und im Wald wachsen unzählige Schwammerl. Sicher, ich weiß, dass man zu jenen „Pilze“ sagt, aber ich finde mein muttersprachliches Bairisch in diesem Fall die absolut bessere Wahl: Ein Schwammerl ist was Niedliches, was Kleines und Feines. Das Wort klingt richtig freundlich und wohlschmeckend.

Pilz ist in meinen Ohren unfreundlich und man möge mir bitte nachsehen, dass ich bei „Pilz“ eher an ungenehme Zeitgenossen zwischen den Zehen oder im Intimbereich denke. Und weil beide absolut unsympathisch sind, gehe ich, solange ich und wo auch immer ich lebe, „zum Schwammerl suchen“ und nicht „in die Pilze“.

Ich esse Schwammerl und keine Pilze.

In Dänemark sprießen die Pfifferlinge, in Bayern waren sie nur extrem selten gesehen. Umso größer die Freude, als wir heute schon beinahe aus Versehen über ein kleines Pfifferlingfeld gestolpert sind. Sie wuchsen sehr „verbraucherfreundlich“ in unmittelbarer Nähe unseres Parkplatzes am Waldspielplatz. (Meine Mutter meinte vor ein paar Jahren bissig, dass in Dänemark die Schwammerl direkt neben dem Waldweg wachsen würden, weil die Dänen zu faul seien, um sich langwierig auf Suche zu begeben. Fast könnte man meinen, sie habe damit Recht gehabt?)

Die Zwillinge tobten quietschvergnügt auf dem Spielplatz, während der Preußenbayer und ich uns über die gelbe Pracht am Abhang freuten. Aus Spaß hatte ich das kleine weiße Körbchen aus dem Regal mitgenommen, in dem normalerweise die Malstifte der Kleinen drin sind. Der große Weidenkorb erschien mir doch etwas zu überdimensioniert.

Mein großer Bub, der keine Schwammerl isst, sie aber leidenschaftlich gerne suchen geht, zückte professionell sein Klappmesser und begann das Körbchen zu füllen. Auf dem Weg zurück zu den Zwillingen hoch fiel mir auf, dass die gelben Schwammerl teilweise dunkle, blaue Punkte bekommen hatten. Sehr seltsam.

Der wundervolle große schwarze Mann vermutete Quetschflecken, Rotfrau eine chemische Reaktion.

„Was hast du mit dem Messer vorher geschnitten?“

„Ich hatte es beim Klassencamping dabei und ich habe damit geschnitzt.“

„Hast du es abgewaschen?“

„Nein, aber ich habe nur Holz damit geschnitten!“

Der wundervolle große schwarze Mann versuchte während der gesamten Heimfahrt der berühmten Suchmaschine Gründe für blaue Punkte auf gelben Schwammerln zu entlocken. Nichts.

1 - Kopie

2 - Kopie

Zu Hause angekommen machte ich mich umgehend daran, die kleine Portion Pfifferlinge zu putzen. Mit Rührei und frischem Petersilie ein köstlicher Brotbelag. Als das Körbchen leer war, konnte ich den Grund für die blauen Punkte sehen: Farbe!

Offenbar hatte der blaue Stift offen im Korb gelegen und die wasserlösliche, abwaschbare Farbe hatte sich überall verteilt. Letzten Endes auch auf den Pfifferlingen.

All die abgeschnittenen Stücke wieder aufgesammelt und unter den Wasserhahn befördert (ja, ich weiß, dass man das nicht macht, aber das Blau ging super runter!).

Ab in die Pfanne. Mjam.

Teilen:

Ich bin Marion und schreibe in unserem Onlinemagazin Meermond zu den Themen Reisen, Fotografie, Kultur und unser Leben in Skandinavien.

10 Comments

Kommentar verfassen