Leben in Dänemark

Weihnachten im September?

Zoé freut sich heute über die wieder käuflichen Lebkuchen. In ihrem Beitrag präsentiert sie darüber hinaus einen Zeitungsschnippel, der sich mit dänischem Widerstand gegen Weihnachtsartikel vor der Weihnachtszeit befasst. Da fällt mir doch was ein, was ich unbedingt erzählen wollte:

Vor einem Jahr sind wir in unserer neuen Heimat Nordjütland angekommen. Sonnenschein und herrlichstes Strandwetter trösteten uns über den brennenden Abschiedsschmerz hinweg. Die Suche nach einem cremigen Softeis blieb leider stets erfolglos, so fleißig wir auch suchten! Steckerleis aus dem Supermarkt? Erfolglos. „Damals“ hat es uns arg gewundert, da man in Deutschland immer und überall alles kaufen kann, was man gerade braucht oder will. Eis und Bikinis im Winter, Fellwesten und Mützen im Sommer. Schokoladennikolaus und Lebkuchen ab Ende August und Osterhasen ab Januar.

Nicht so in Dänemark, zumindest in Nordjütland. Wie das im Süden oder in Kopenhagen ist, kann man vielleicht bald in einem Kommentar unten nachlesen?

Das Eis kommt ab Juni in die Eistruhen. Und WAS für eine unfassbare Auswahl, so wie man es eben aus den richtig großen Supermärkten Deutschlands kennt. Es gibt sogar Softeis zum Selbermachen im Tetrapack und herrlichste Saucen oder verschiedenes Drys dafür. „Drys“ sind übrigens kleine Köstlichkeiten, die man auf das Softeis streut/gibt: Guf (Schaumkussfüllung mit Erdbeergeschmack. Mjahammmm!), Nüsschen, Schokostückchen, Baiserhäubchen (umwerfendst gut!), winzige Schokolinsen und so weiter. Schlichtweg zum Fettwerden.

Im Sommerregal tauchen auch plötzlich koldskål und kammerjunkere auf und wenn man an Ostern Appetit auf Erdbeeren hat, muss man in die Gefriertruhe gucken. Im Sommer ist auch in den Geschäften Sommer und nur dann:

Derzeit werden Steckerleis und Koldskål abverkauft. Zum Ramschpreis verlassen die sommerlichen Köstlichkeiten den Supermarkt, um Platz zu machen für die „Winterware“. Auch in den Kleidergeschäften ist das so. Selbst wenn es im Sommer durchweg regnet und lausige 12 Grad hat, man findet um´s sprichwörtliche Verrecken keine Mützchen oder gefütterte Regenjacken für die Kindergartenkinder, die trotzdem täglich draußen spielen.

Und wer im Sommer Lust auf risalamande hat, der muss sie sich selbst kochen. Risalamande ist eine sahnige Sünde, die ich gestern zum ersten Mal wieder kaufen konnte: ein fluffiger Milchreis, vor lauter Kilokalorien in der Sonne fast selbstentzündend und mit gehackten Mandeln versehen. Herrlich.

Traditionell wird risalamande an Weihnachten mit Kirschsauce gegessen, aber die war noch nicht da. Die kommt aber noch – palettenweise. Darum habe ich mir gerade getrocknete Erdbeeren darüber gestreut, denn die gibt es jetzt auch wieder, war ja schließlich Erntezeit:

Jordbaer - Kopie

Als uns im April/Mai herum die bei den Zwillingen sehr beliebten Erdbeeren ausgegangen waren, hatten wir richtige Probleme, welche nachzukaufen. Jetzt gibt es sie wieder in Hülle und Fülle und außerdem Himbeeren, Brombeeren, Rhabarber, Äpfelwürfel und vieles mehr. Zuckersüß, geschmacksintensiv und kalorienarm, weil eben gefriergetrocknetes Obst. Auf Haferbrei ein Traum, aber auch auf risalamande nicht schlecht 😉

Ist in der Tat ein bisschen gewöhnungsbedürftig, wenn man immer nur saisonal einkaufen kann, aber wenn man das herausgefunden hat, ist es auch ein bisschen praktisch, denn die Sonderangebote beim Abverkauf sind tatsächlich sehr verführerisch:

Koldskål kostet im sommerlichen Angebotspreis um die 10kr/l. Letzte Woche fanden 10 Liter für insgesamt 33kr ein neues Daheim in meinem Keller. Sie sind haltbar bis Januar und machen sich gut neben den 25 Dosen Sauerkraut, den zehn Packungen Leckerkaffee und der Steige Energydrinks. Wenn günstig bzw. vorhanden, dann muss man sich einen Vorrat anlegen, denn Sauerkraut beispielsweise gibt es erst wieder nächstes Jahr zu den Oktoberfestwochen zu kaufen.

Weihnachten ist Weihnachten und Ostern ist Ostern in Nordjütland.

Aber im Oktober fahren wir nach Bayern runter und wissen Sie, was ich mir da rotzfrech asaisonal kaufe?

Lebkuchen.

Jawoll.

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Ich bin Marion und schreibe in unserem Onlinemagazin Meermond zu den Themen Reisen, Fotografie, Kultur und unser Leben in Skandinavien.

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