Leben in Dänemark

Meiden Sie den Norden!

Diese ewige Dunkelheit. Wir brauchen Vitamin D, um unser Immunsystem auf Trab zu halten. Wenn alle Blätter abgefallen sind, scheint die Sonne regelrecht ausgeknipst zu werden und tiefe Schwärze wirft ihren deprimierenden Mantel um Nordjütland. Bis Ostern!

Diese schreckliche Kälte! Minus 20, minus 30 und ehe man es sich´s versieht, hat es minus 40 Grad. Grad Celsius! Wenn man vergessen hat, seine Daunenbettschuhe über die Daunenhose unter den drei Daunendecken anzuziehen, muss man am Morgen die halbtoten Eiszehen mit warmem Föhnwind zum Leben erwecken!

Die Menschen hier sind so rural! Sie pöbeln, saufen und murren vor sich hin. Kein Wunder, denn hier oben ist es so trist, so öde und hoffnungslos, dass man nur so werden kann.

Wenn ich jemandem erzähle, dass ich F.R.E.I.W.I.L.L.I.G. in den Norden Dänemarks ausgewandert bin, fragen alle ganz erschrocken: „Was hast du angestellt?“

Tja, es ist der Noooorrrrden!*

Eisig, rauh und unwirtlich.

Lesen Sie nicht weiter…

(*Kommt Ihnen das obige Klischeegeplappere bekannt vor? Richtig, es ist angelehnt an einen Filmdialog aus „Willkommen bei den Sch´tis“. Ein sehr witziger Film, der die Vorbehalte der Provence gegenüber dem Norden Frankreichs parodiert. Köstlich.)

Heute kommt er endlich, der langversprochene Artikel über das Schönste, was der Norden zu bieten hat: das Licht.

Es hat eine Weile gedauert, bis ich genug Bilder gesammelt und erbettelt hatte, aber nun kann ich zeigen, wie schön der Norden wirklich ist.

Im Hochsommer ist das Licht in der weltbesten Stadt der Welt gleißend hell und fast grell. Diese Helligkeit habe ich hier oben in Nordjütland so noch nie gesehen, was sich allein durch Physik und Geographie erklären ließe. (Ich fasse mich kurz und verweise auf schräg einfallendes Licht und Kugelgestalt der Erde.) Je weiter hoch, umso prächtiger wird das Licht! Von Norwegen schwärme ich ein andermal 😉

Im Hochsommer sind die dänischen Tage sehr lang und die Dämmerung zieht sich gefühlte Stunden hin. Um eins in der Nacht ist es immer noch nicht wirklich zappenduster und bereits vor vier Uhr grüßt schon wieder der neue Tag. Warum die Dänen noch immer nicht auf die Idee gekommen sind, Rollläden in die Fensternischen einzubauen, ist mir tatsächlich schleierhaft. Wir litten in unserem ersten Sommer in Dänemark unter erheblichen Schlafstörungen.

Im Winter ist es dann umgekehrt. Die Tage sind tatsächlich viel kürzer als im Süden Deutschlands, aber so wirklich auffallend bemerken wir das hauptsächlich am Morgen. Es dauert teilweise bis nach neun Uhr in der früh, bis es hell draußen ist. Die Dämmerung am Nachmittag ist wieder langsam und vollkommen dunkel ist es spätestens ab vier Uhr. Das allerdings ist annähernd so wie in Bayern. Die Stunde eher stört mich jetzt nicht allzu arg.

Das nordische Licht erscheint mir weicher und weniger grell. Es zeigt sich häufig goldig und herbstfarben. Auch mitten am Tag. Die Sonnenauf- und -untergänge sind spektakulär und können viel länger bestaunt werden.

Hier ein paar Aufnahmen. Die eher schlechten stammen von mir, die richtig guten stammen von einer professionellen Hand. Vielen Dank <3

Hier Juni:

1 - Kopie

Im August ist es schon deutlich herbstlicher:

2 - Kopie

3 - Kopie

September:

4 - Kopie

Oktober:

5 - Kopie

November:

6 - Kopie

Und das Bild habe ich genau heute, am 21. November 2015, um genau 12 Uhr mittags gemacht. Im Zenitstand steht die Sonne nur kaum über dem Nachbarhaus, welches nur eineinhalb Stockwerke hoch ist:

7 - Kopie

Wir mögen das nordische Licht. Wir mögen Land und Leute.  Und ich habe extra just nochmal nachgefragt, ob ich auch wirklich „wir“ schreiben darf.

Warum dann dieser grauselige, abschreckende Textanfang?

Ganz einfach: Vorurteile wollen bedient werden.

Damit der eine oder andere auch weiterhin dabei bleibt, lieber in den Süden fahren zu wollen. Denn ein weiterer Vorteil des Nordens ist, dass es hier nicht so brachial voll ist wie im Süden. Und das darf auch gerne weiterhin so bleiben 😉

 

 

Teilen:

Ich bin Marion und schreibe in unserem Onlinemagazin Meermond zu den Themen Reisen, Fotografie, Kultur und unser Leben in Skandinavien.

14 Comments

  • puenktchenundwortgestoeber

    Hallo Meermond, die sind wirklich alle schön die Bilder und so ungemütlich sieht Dänemark doch gar nicht aus. Es ginbt Heizung und Lichtschalter, also was solls… aber dafür sind die Leute viel netter da oben als im Süden..
    Ganz sicher
    LG Wortgestoeber

  • Silberkopf

    Ich freue mich schon sehr sehr sehr auf einen Urlaub bei euch…das ist eine Drohung..wir kommen bestimmt..vielleicht im nächsten Herbst !

  • birgitdiestarke

    Puuha, ich dachte schon, du meinst das ernst! Ich wunderte mich schon über deinen Stimmungswandel! ;o)

    Also an die 20 Minus kann es in harten Wintern schon mal werden, aber nicht lange und nur punktuell. Das kälteste was wir auf Seeland erlebt haben war minus 17. Seit dem Umzug nach Jütland (2013/2014) hatten wir ja milde Winter.

    Das allererste Bild ist ja der reinste Morten Korch, Der hat Heimatromane geschrieben, die auch verfilmt worden sind. Da scheint immer die Sonne … und sie sprechen noch schönes, leicht verständliches Dänisch.

    So ein Abenddämmerungsbild habe ich gerade heute geschossen. Am schönsten finde ich das Licht im August am späten Nachmittag, dann ist es richtig „golden“, einfach wunderschön.

    Und dann ist man nie mehr als eine Stunde vom Wasser entfernt mit all den kleinen Häfen, das ist für mich „Fischkopf“ von der Woderkant sehr schön.

  • Barbara

    Liebe Rotfrau,
    Mach mir keine Angst! Wir ziehen doch schon ganz bald von der schönsten Stadt der Welt nach Aalborg und langsam kriege ich bedenklich kalte Füße. Bitte, ich brauch jetzt dringend sehr viel Positives aus dem Norden!
    Liebe Grüße,
    Barbara

  • Anhora

    In Nord-Dänemark war ich noch nie, aber in Nord-England bin ich öfters. Ich weiß, welches Licht du meinst, man kann es kaum beschreiben. Es ist weich und irgendwie milchig, die Landschaft erscheint manchmal fast surreal. Und das stundenlang! Selbst auf Fotos lässt sich das einfangen, ich kann nie genug davon kriegen. 🙂

Kommentar verfassen