Familienchaos

Trotzphase 3.0

Tja, einer Phase folgt immer eine andere Phase.

Und wenn man Zwillinge hat, dann hat man das Vergnügen, dass immer einer vor der Phase der Phase das anderen ist, welche sich an die Phase nach der Phase des einen phasenlos anphast und überhaupt…! Seufz.

Ich mag gar nicht daran denken, wie das wohl Drillingseltern oder gar Vier- – – nein, lassen wir das, denn genau SO stelle ich mir einen wahrgewordenen Alptraum vor.

Nein, ich werde jetzt nicht sagen, dass ich meine Kinder liebe, weil man das aus Gründen der politischen Korrektheit im Netz so zu tun hat, bevor man was Negatives über seine Kinder schreibt!

Nein, ich werde jetzt nicht zum Stilmittel der Ironie greifen, mit der in so vielen Mamablogs diese wahrlich grauenvolle Phase albern gefaselt wird. Es ist definitiv überhaupt nicht lustig!

Nein, ich werde mich nicht der Müttermafia beugen und hemmungslos in virtuelle Tränen ausbrechen, weil ich doch so schrecklich hilflos zusehen und leiden muss, weil sich meine Kinder in diesem so wichtigen Entwicklungsschritt befinden:

Der Trotzphase.

Und weil meine Menna gerade frische drei Jahre alt sind und das bereits die dritte Schreiwoge ist, die über unsere schlaflosen Köpfe hinwegbraust, bezeichne ich sie als Trotzphase 3.0.

Nach zwei Wut – Tsunamis im Quadrat – logisch fängt der eine damit an, wenn der andere gerade wieder damit fertig ist – liegen die Nerven der großen roten Frau blank. Und weil selbige über deutlich mehr Dezibel als andere Menschen verfügen kann, schreit sie den jeweils brüllenden Winzling inzwischen in Kampfjetlautstärke an. Der Lautere gewinnt.

Das Dumme ist aber, dass der kleine Belgier diese mütterlichen Megastimmbänder geerbt hat und der kleine Wikinger steht dann immer mit Fingern in den Ohren und Angsttränen in den Augen neben den beiden Schreiköpfen.

Und wenn der kleine Wikinger sich dann wie ein stampelnder Zornkreisel auf dem Boden dreht und schreit, dass seine Schweißdrüsen regelrecht explodieren, ist das mit mütterlichem Geschrei nicht getan. Mit dem Atombömbchen muss man sich regelrecht prügeln! Der schnallt sich unter der Fahrt ab, wirft alles in der Gegend herum, bewirft mich mit Gegenständen und führt sich auf wie ein kleines, rotes Auto! Hinterher musste ich den Wahnsinnigen auch schon mal duschen, so schwitzt der!

Vergangene Woche graute es mir tatsächlich jeden Morgen davor, die Menna in den Kindergarten zu bringen. Frühstück, Anziehen, Zähneputzen, Kämmen, Schuhe, Mütze, Flyverdragt, ins Auto einsteigen, Anschnallen, Fahren, Abschnallen, in den Kindergarten gehen, Ausziehen, Brotzeit in den Kühlschrank legen…einfach alles war Grund zum Irrsinn. Nur – im Umkleidebereich des Kindergartens konnte ich doch nicht mitschreien! Ergo verließ ich selbigen ziemlich oft nassgeschwitzt und vor Verdunstungskälte schlotternd.

Gestern ein Gespräch. Man riet uns zu Piktogammen, die den Kindern genau zeigen würden, welche Schritte erledigt werden müssten. So würden sie es vom Kindergarten kennen.

Da fiel es mir plötzlich wieder ein!

Der kleine Preußenbayer wollte immer nicht mit dem Spielen aufhören und zum Essen kommen. Bis ich mir angewöhnte, ihm immer  mitzuteilen, dass er noch genau fünf Minuten Zeit habe, bitte sein Spiel langsam beenden und dann zum Essen kommen möge. Ab da war Ruhe.

Ich brauche keine Bildchen. Regelmäßigkeit habe ich noch von damals im Blut. Wir essen fast immer zur selben Zeit, die Arbeitstage laufen langweilig gleich ab.

Aber ich habe den Kleinen einfach heute früh mehrfach gesagt, was wir alles zu erledigen hätten: Aufstehen – Adventskalender aufmachen – Frühstück – Anziehen – etwas spielen, während Mama alles vorbereitet – Zähneputzen und Kämmen – Flyverdragt – Mütze – Schuhe und Abmarsch in den Kindergarten.

Immer, wenn ein Schritt getan war, ratterte ich die Abfolge erneut herunter.

Und wissen Sie was?

Es funktioniert.

Damals wie heute.

 

 

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Ich bin Marion und schreibe in unserem Onlinemagazin Meermond zu den Themen Reisen, Fotografie, Kultur und unser Leben in Skandinavien.

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