Leben in Dänemark,  Papa

Als Rotfrau sich aufmachte, um vor einem Bagger davon zu rennen

Weihnachten ist eigentlich ganz schön, nicht wahr? Und was man da so alles erleben kann und was man da so alles isst!

In einem Kommentar wurde ich erst vor kurzem darauf hingewiesen, dass man das angefressene Hüftgold besser durch Sport wieder abwerfen sollte. Das ging mir nicht mehr aus dem Kopf.

Bis 2010 war ich eine leidenschaftliche Nordic-Walkerin. Nicht doch, kein fröhliches „Steckerl-gehen“, wo man ab und an die Stöckchen in den Boden stakst. Richtiges Nordic-Walking ist gar nicht so einfach und man arbeitet deutlich mehr mit dem Stock, als man das immer zu sehen bekommt.

Es verging kaum ein Tag, an dem ich nicht fast eine Stunde durch die Felder jagte. In hohem Tempo und mit festem, rückwärts gestreckten Abdruck des Stockes vor dem Beinwechsel. Ein auf die Trainingsphasen passend abgestimmtes Musikprogramm begleitete jeder meiner Touren. Und dann ging es plötzlich los mit den Bandscheiben und der Hüfte und dem kaputten Nerv und ….ach. Ende mit dem Laufen. Andere Geschichte. Irrelevant und überstanden.

Als ich wieder hätte laufen können und auch sollen, wurde ich schwanger und seitdem konnte ich mich einfach nicht mehr aufraffen.

Letzte Woche also schlüpfte ich in meine Grazia und musste feststellen, dass der angenehme Spielraum bei Bauch und Leistengegend deutlich knapper als früher ausfiel, fiel es mir wie Schuppen von den Augen!

Na meine Liebe, da haben wir aber ein paar Pfunde zugelegt!

Meine Mutter kommentierte meine für mich schauderhafte Erkenntnis folgendermaßen: „Na, so langsam wirst halt auch a alter „Scheam“* und da wird ma halt fetter!“ (* Ich habe keine Ahnung, wie ich alter Scheam auf hochdeutsch übersetzen soll. Wer weiß Rat?)

Mangels Waage – wir haben wirklich keine – bleibt mir nur der Hosenbund und das Wohlgefühl in meiner Kleidung als Messgerät. Und außerdem ist Gewicht – so der gsM – sowieso nur eine Zahl. Aber was ist, wenn die Jeanserotik verloren gegangen ist? Ich meine, ich trage in der Öffentlichkeit nie Jeans und darum halten selbige in der Regel auch eine gefühlte Ewigkeit. Ich trage Hosen, die mehrere Jahre älter als meine Kinder sind. Aber meine Grazia? Meine einzigartige, wundervolle Grazia, auf die ich damals nach dem Kauf schon ein amüsantes Loblied geschrieben habe? (Wer jetzt neugierig ist, ich habe die Jeanserotik hierfür extra wieder online gestellt.)

Und weil die Grazia so wundervoll ist, habe ich beschlossen, meine Pfunde abzuwerfen: Rotfrau läuft wieder.

Laufen

Heute allerdings erst mal strammes Gehen und erneutes Einüben der richtigen Bewegungsabläufe ohne Stecken. Bin gespannt, wie sich der erste Muskelkater im Hinterteil nach so langer Zeit anfühlen wird. Den alten mp3-Player habe ich natürlich auch mitgenommen. Die Rhythmik ist klug gewählt und gibt Hinweise auf den angemessenen Schritt in den jeweiligen Phasen. Aber wie konnte mir „My humps“ damals nur gefallen??? In Nordjütland auf Feld und Wiesen zu laufen ist wie in einem Schwimmbecken mit Gegenstromanlage zu schwimmen. Der Wind ist dein Trainingspartner. Hui!

Bilanz: Rotfrau ist nicht nur völlig aus dem Leim, sondern auch außer jedweder Form. Das wird vermutlich eine Weile dauern…

Und was hat das Ganze mit einem Bagger zu tun? Auf meinem Rückweg fuhr ein Bagger in den Feldweg ein und blieb tatsächlich die ganze Strecke bis zum Freizeitcenter in der Nähe unseres Hauses hinter mir. Ich war schneller – alles andere wäre noch peinlicher. Hmpf.

 

 

 

 

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Ich bin Marion und schreibe in unserem Onlinemagazin Meermond zu den Themen Reisen, Fotografie, Kultur und unser Leben in Skandinavien.

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