Gedanken,  Leben in Dänemark

Winterklirren

Der Winter hat sich heute noch einmal zurück gemeldet. Seit Tagen ist mir so erbärmlich kalt und nichts vermag mich aufzuwärmen. Und seit einigen Tagen kreist eine Textzeile in meinem Kopf herum. Sie ist schon etwas betagter, auf Bairisch verfasst und so bleibend:
„Und i steh‘ do, einghüllt in an Mantl und am Winter in mia, der koa Ende mehr nimmt.“* 

Obwohl ich hoff‘, dass das bloß am Winter liegt,
dass ich so frier‘ in letzter Zeit
und meine Finger klamm und steif sind,
mich nichts mehr aufbauen kann und mich nichts mehr freut.
und mir vor Kälte das Reden schwer fällt
und merk‘,  Gefühle frier’n ganz langsam in mir ein.
Hab‘ ich doch Angst, dass, wenn’s wieder Frühling wird,
es doch nur Winter in mir bleibt.
Find‘ keine Worte mehr für Wärme,
Eisblumen blüh’n, die nicht mehr tau’n.
Schneeflocken klirren durch meine Adern,
wie in einem alten Wintertraum.
Ich geh‘ zum Ofen hin und hoff‘,
dass er die Angst in mir vertreibt.
Die Angst, dass, auch auch wenn’s wieder Frühling wird,
doch nur Winter in mir bleibt.
Zugefror’ner Blick, alles ist wie in einem Nebel,
keine klare Sicht, ich seh‘ keinen Weg vor mir.
Ich steck‘ im Schnee und komm‘ keinen Schritt mehr weiter,
niemand gibt mir die Hand, die mich da raus zieht.
Ich hab‘ das Gefühl, dass alle meine Wünsche
ein kalter Wind aufs Meer hinaustreibt
und zurückkommt mit einem Winter,
der auch nach dem Frühling noch in mir bleibt.
Eis schreit vor Schmerz, eine Welt, die taut,
die ersten Blumen weich und warm,
strecken sich aus und blinzeln hinauf in den Himmel
und die Sonn‘ nimmt sie zärtlich in ihre Arm‘.
Verlor’ne Seelen schleichen über Wiesen
und lassen sich treiben wie in einem warmen Frühlingswind.
Und ich steh‘ da, eingehüllt in einen Mantel
und einem Winter in mir, der kein Ende mehr nimmt.
Ja, ich steh‘ da, eingehüllt in einen Mantel
und einem Winter in mir, der kein Ende mehr nimmt. *

* Obige Worte stammen nicht von mir. Sie wurden im Original 1987 von Hans Söllner verfasst und unter dem Titel „Wintertraum“ auf Bairisch auf dem Album „Wos reimt se scho auf Nicki“gesungen. Ich habe versucht, sie zu „übersetzen“.
Hören Sie sich es ruhig einmal an – wunderschön, traurig, nachdenklich und zeitlos.
( Am besten gefällt mir die Originalversion unter www.youtube.com/watch?v=1-YEBL8KuFg&index=5&list=PLj7aYEXQCVpWivFDNoXcRFrmDHIcmYAIl )
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Ich bin Marion und schreibe in unserem Onlinemagazin Meermond zu den Themen Reisen, Fotografie, Kultur und unser Leben in Skandinavien.

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