Familienchaos,  Ich als Mama,  Zwillingspapa

Zwillinge genießen?

Kinder sind ein Geschenk Gottes!

Dieser Satz wird mir nie wieder aus dem Kopf gehen. Nie wieder.

Kinder sind eine Bereicherung. Und Kleinkinder sind die niedlichsten Geschöpfe, die eben dieser Gott uns Menschen geben kann.

Liebling, bald beginnt die schönste Zeit, die wir mit unseren Kindern erleben werden dürfen!

Mit diesem Satz tröstete ich den hoffnungslos übermüdeten, ausgelaugten, augenbereiften (Ringe reichen schon gar nicht mehr, um das tiefe Braun unter den Augen zu beschreiben), überforderten, überreizten und erschöpften großen, schwarzen Mann.

Das allerschönste Kinderalter ist das Kleinkindalter. Zwischen 2 und 4 könnte man sie am liebsten den ganzen Tag knuddeln und knutschen. Es ist so eine zauberhafte Zeit!

Sicherlich sind Babys putzig und sie riechen göttlich gut! Sie sind knuffig und süß und so goldig. Man mag sie gar nicht mehr aus dem Arm geben. Aber mal ganz ehrlich, die Babyzeit ist anstrengend!

Zuerst plagen einen Stillprobleme (Ich verbrachte den heiligen Abend mit 40,2 Grad Fieber und Eisbeuteln auf der Brust im Krankenhaus), dann kommt die Umstellung auf Beikost, das E.L.E.N.D.I.G.E. Zahnen, das Mobilwerden usw. Und jede dieser einzelnen Lern- und Wachstumsprozesse begleitet eine groteske Ausuferung der permanenten Schlafproblematik. Man sehnt das nahende Kleinkindalter herbei, in dem sich der süße Knuddelzwerg auf wackeligen Beinchen dem Töpfchen und der Schnullerentwöhnung nähert. Beides übrigens kein Spaß, weil natürlich von pädagogisch begründbarer, nächtlicher Unruhe begleitet. Richtig schlimm wird es, wenn das Krümelchen in eine Tagesbetreuung eingewöhnt werden muss und von entwicklungsbedingten Alpträumen geplagt wird.

Zwischen den vielen Phasen familiären Irrsinns verwöhnt das süße Geschöpf die Eltern wieder mit überwältigender Süßheit. Man tankt dann ordentlich überschäumende Liebe auf, die man für die nächste Phase psychisch dringend benötigt. Irgendwann werden die „Liebphasen“ zwischen den „Monsterphasen“ immer länger und man ist im – meiner Meinung nach – schönsten Kindesalter angekommen: dem Kleinkindalter.

Sie laufen, sie sprechen, sie essen und sie lassen die Eltern endlich immer öfter mal schlafen. Ich liebe dieses Alter. Mein persönliches Genussalter.

Noch brauchen sie Mama, aber sie sind nicht mehr so unbedingt abhängig von ihr wie noch vor wenigen Monaten. Mama darf kuscheln, schmusen, trösten, spielen, umarmen usw. Doch manchmal soll sie bitte einfach nur zuschauen und das Kind „machen lassen“. Die wackeligen Beinchen werden immer flinker und beginnen anfangs an Mamas Hand, dann auf dem Laufrad die Welt zu erkunden.

Ihnen dabei zuzusehen erwärmt das Herz.

Trotzphasen, Sauberwerden, Nachtschreck und Kindergartenbeginn trüben das elterliche Kleinkindglück zwar, doch plötzlich kann man auf ein naseweis daherphilosophierendes (in meinem Fall) Männchen herabgucken, das man am liebsten auffressen möchte – bildlich gesprochen. Rundum zauberhaft.

Meine Zwillinge sind dreieinhalb. Sie entwickelten sich – gottlob – gesund und völlig normal.

Wir hatten doppelte Phasen. Wir hatten abartig anmutende Schlafprobleme, wir hatten Schnullerprobleme, wir hatten Nachtschreck, wir hatten Alpträume, wir hatten Schlafwandeln, wir hatten Trotzphasen und nochmal Trotzphasen und noch einmal Trotzphasen und überhaupt wurden die oben erläuterten „Liebphasen“ deutlich dadurch beeinträchtigt, dass die Zwillinge in ihren Phasen immer – aber wirklich immer immer immer – nacheinander vorgingen. Einer phaste immer. Einer war immer kurz davor, den letzten, noch verbliebenen, elterlichen Geduldsfaden zu kappen.

Unsere Liebphasen waren daher massiv verkürzt und reichten nicht wirklich immer aus, uns durch ausreichend Glückshormone aufzuputschen.

Bis zum Wochenende war der kleine Wikinger ein Aas. Jawohl – ein wütendes, kreischendes, zorniges, prügelndes und richtig boshaftes Aas. Er übertrumpfte die vor ein paar Wochen endlich überstandene Trotzphase des kleinen Belgiers um ein Vielfaches. Es war nicht leicht, nach dem erschöpfend langen Belgierterror einen irrsinnigen Wikinger zu überstehen, ohne im Geiste die verschiedenen Wurftechniken an die diversen Wände abzuwägen. Jawohl, ich habe meinen um sich schlagenden Brüllzwerg in Gedanken mehrfach an die Wand geworfen!

Und Plupp!

Seit Sonntag ist alles vorbei.

Da stehen sie nun, meine zwei niedlichen Kleinkinder und erstaunen mich mit klugen Ausführungen zum Weltgeschehen. Sie überschütten mich mit Küssen und gehen Hand in Hand zum Auto, anstatt sich prügelnd über den Parkplatz zu jagen. Noch haben sie ihre knuffigen Kugelbäuche und das kleinkindliche Hohlkreuz. Noch sind ihre Gesichtchen kugelrund und sie strahlen mich mit großen Kulleraugen an.

Aber nicht mehr lange.

Meine Zwillinge sind dabei, große Kinder zu werden und ich hatte eigentlich nicht wirklich Zeit, die so wundervollen Jahre in vollen Zügen zu genießen! Meine Zwillinge haben diese zauberhaften Jahre so unfassbar anstrengend gemacht. Ein Dauergenuss war das wirklich nicht! Und wenn ich das mit meinen Erlebnissen aus Preußenbayers Baby- und Kleinkindzeit vergleiche, schießen mir fast die Tränen in die Augen. Da hat man gleich zwei kleine Zauberwesen, aber tatsächlich weniger Genuss als mit nur einem. Man möge getrost laut aufschreien im Muttiversum, jedoch ist es für mich so:

Ein Kind ist zum Genießen. Zwillinge sind eine Herausforderung.

(Vor Nochmehr – Mamas verbeuge ich mich hiermit in erahnender Demut!)

Bald schon wollen sie nicht mehr kuscheln. Bald schon sind sie selbstständig und hast du nicht gesehen, sitzen sie den ganzen Tag in ihrem müffelnden Zimmer und wollen bloß noch ihre Ruhe haben.

Meine beiden Kleinkinder sind bald „verschwunden“.

Natürlich ist das schön, dass sie sich so prächtig entwickelt haben und natürlich muss eine Mama ihre Kinder los lassen. Aber am liebsten möchte ich jetzt die Uhr anhalten und mich ordentlich sattgenießen. Ich bin noch nicht bereit, sie schon so bald los zu lassen.

Fensterplatz

Liebling, schmus‘ dich anständig satt! Pack‘ sie, knuddel‘ sie. Denn jetzt geht es richtig schnell.

Zu schnell.

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Ich bin Marion und schreibe in unserem Onlinemagazin Meermond zu den Themen Reisen, Fotografie, Kultur und unser Leben in Skandinavien.

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