Leben in Dänemark

Aufgrund der Herkunft angepöbelt

„Die Dänen haben ein Problem mit den Deutschen“, so warnte man mich vor unserem Umzug.
Deutschland hat Dänemark während des Zweiten Weltkriegs arg zugesetzt, die dänischen Küsten sind noch immer voller Andenken aus dieser Zeit. Und die Alten erinnern sich vielleicht noch persönlich daran…
Als mein Papa im Mai zu Besuch war, saß er auf einer Bank in der Stadt. Neben ihm ein recht betagtes Ehepaar, das ihn ansprach. Da er nicht verstand, antwortete er, sie möchten doch bitte Englisch mit ihm sprechen. Auf die Nachfrage, welche Nationalität er denn habe, antwortete er „Deutsch“, worauf das Ehepaar wortlos aufstand und ging.
Ich selbst habe noch nie erlebt, dass ich wegen meiner Nationalität schief angeguckt, ausgegrenzt oder gar gemieden wurde. Nie wurde ich deswegen blöde angepöbelt. Immer wurde ich mit größtmöglicher Höflichkeit und Respekt behandelt.
Bis heute.
Auf einem Spezialitätenmarkt boten Händler verschiedener Länder ihre Waren in Aalborg an. Darunter auch ein deutscher Würstchengrill, hinter selbigem ein paar auffallend laute Männer herumalberten. Seine plump-freche Anmache blockte ich mit einer schnippischen Bemerkung ab, dass sich echte deutsche Männer so nicht benähmen.
Das relativ kurze Gespräch zwischen uns endete mit der Frechheit, dass ich als Bayerin sowieso eine Dunkeldeutsche sei und aus eben Dunkeldeutschland käme.
Das Gespräch mit diesem dämlichen Fischkopp war für mich umgehend beendet, mein Abschiedsgruß ziemlich herb. Ja hawedere!

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Ich bin Marion und schreibe in unserem Onlinemagazin Meermond zu den Themen Reisen, Fotografie, Kultur und unser Leben in Skandinavien.

21 Comments

  • Peter

    Viele Dänen haben auch ein unangenehmes Geheimnis: im 2. WK gab es sehr viel mehr Kollaboration in Dänemark, als man es heute gemeinhin zugeben möchte. Also prollen gewisse Dänen eben Deutsche an, weil sie etwas Gewisses kompensieren müssen.

    Das ist einmal auch in den Siebzigern meinen Eltern, obwohl sie Nazi-Opfer in der Familie hatten, beim Dänemarkurlaub passiert. Je nun, danach waren sie eingeschnappt, obwohl sie sonst übertolerant waren.
    Das Ende vom Lied war, daß wir nie wieder nach Dänemark gefahren sind, und auch dänische Waren wurden in unserer Familie nie wieder gekauft. Doof, aber was will man machen?

  • puenktchenundwortgestoeber

    Oi weh, da hast Du also auch diese Erfahrung machen müssen. Man fühlt sich besch… eiden..
    Ich kenne das gut. Früher als ich ein kleines Mädchen war, hatte man in den Niederlanden dieses Problem. ich war etwa so alt wie die Zwillinge , hörte das und es gab , wie Du Dir denken kannst Tränen, Von Krieg und dem was damals passiert ist, wusste ich damals natürlich nichts und konnte nicht verstehen, das man ein kleines Mädchen das nichts getan hatte, so beschimpfte..
    War eben damals so.. heute sind die „Einschüsse“ näher gerückt… die braune Vergangenheit dieses Landes vorgehalten zu bekommen, das erlebe ich heute hier in diesem Land mindestens 3-4 mal im Monat. Von Personen, die gar nicht wissen, was sie eigentlich sagen, viel zu jung sind, die wenig Bildung oder richtig Probleme mit deutscher oder englischer Sprache haben… Ob man das mag? Weghören so lange es geht…Sonst hilft nur die Polizei..
    Das in Dänemark auch noch solche Ressentiments vorhanden sind, hätte ich nicht gedacht, muss man aber wohl mit rechnen.
    Schönes Wochenende
    LG Wortgestoeber

    • Meermond

      Dunkeldeutschland wird überwiegend im mündlichen Sprachgebrauch verwendet und ist eine sehr abwertende Aussage. Der Begriff fällt auch im Zusammenhang mit zunehmenden Rechtsradikalismus. Man drückt damit mehr als deutlich seine Verachtung über gewisse Regionen aus…

  • etoilefilante22

    Ich war erfreut hier in der Bretagne keinerlei animositäten gegen ausländer anzutreffen. Fremde, die übers meer oder übers land gekommen sind, gab es hier schon immer 🙂
    Dass ältere menschen zum teil nicht vergessen und damit nicht vergeben können, kann ich aus ihrer sicht verstehen, auch wenn ich es sehr schade finde. In den frühen 60iger jahren haben wir bei reisen in holland immer kleine schwiezerfähnchen am rucksack mitgeführt, denn die deutschen waren dort damals gar nicht beliebt…. Lang ist’s her 🙂
    bisous breton

  • Stella, oh, Stella

    Ohweh, ich bin auch ein Fischkopp, glücklicherweise kein dämlicher, hoffe ich! In Dänemark ist man generell nicht sehr ausländerfreundlich. Speziell schlechte Behandlung wegen Deutschseins habe ich nicht erlebt, aber blöde Behandlung wegen Ausländerseins, hauptsächlich bei der Jobsuche. (Ich habe einmal ein Absageschreiben bekommen, in welchem mir erklärt wurde, dass in dem gesuchten Job einwandfreies Dänisch unbedingt notwendig sei. Der Brief enthielt drei Schreibfehler.) Die einzig guten Ausländer in Dänemark sind die Touristen, die lassen ihr Geld da und fahren dann wieder nach Hause! 😉

    • Meermond

      Nein, du bist kein dämlicher Fischkopp 🙂
      Das war ein Tölpel und das ist überregional, aber für meinen Blogartikel muss ich doch ein bisschen patriotisch-bayerische Stellung beziehen, nicht wahr? 😉
      Mir ist das schon öfter zugeraunt worden. Schade.

  • kinder unlimited

    Sie haben sich zwar daneben benommen, aber Du hast das Thema auf den Tisch gebracht und sie beleidigt (nach ihren Vorstellungen). Das würde ich nicht so eng sehen…sie hätten Dich sonst anders angepöbelt 😉
    Ich denke, in der Generation Deiner Eltern existiert das Problem noch und nicht nur in Dänemark. Es ist für die Generation einfach noch zu nah. Alle Generationen danach gehen lockerer miteinander um, so ist es zumindest meine Erfahrung!

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