Leben in Dänemark

Oktoberfarben – oder: Warum ich mich heute auf die Suche nach dem bunten Baum begab

Das Licht ist noch ein Stück weicher geworden, die Tage werden kürzer. Am Morgen liegt Nebel über der Weite Nordjütlands.
Es ist Herbst.
In meiner Erinnerung ist der Herbst die farbenprächtigste Jahreszeit von allen und ich gestehe, ich mag ihn am allerliebsten. Im Herbst tankt man noch einmal richtig viele Farben und Licht auf, bevor die dunkle Kälte kommt. Der wundervolle Herbst verabschiedet sich mit dem grauenvollen November  in den Winter. Jener ist zwar angenehm still, aber ich muss ihn nicht wirklich haben, ehrlich gesagt. Nach einem noch übleren Februar folgt endlich der März, der die Welt regelrecht aufweckt. Das Leben scheint zu explodieren und das Lächeln kehrt in die Gesichter der grau gewordenen Menschen zurück. Man giert nach Wärme und der Sommer bringt sie letztendlich. In meiner Wahrnehmung steigen mit der Temperatur auch die allgemeine Aggression, Gestank und Lärm. Das sommerliche Licht ist zwar hier im Norden deutlich weniger grell, dafür wird es in der Nacht nicht dunkel, was auch nicht immer spaßig ist! (Nix gibt’s umsonst, nicht wahr?)
Tja, und nun ist er da, der Oktober.
Ich liebe den Oktober: bunt, golden, raschelig.
Denkste.
Mir scheint, als würden sich die nordjütländischen Bäume längstmöglich an den Sommer krallen. Bunte Blätter gibt es bislang nur vereinzelt und knallrote Bäume oder prächtig leuchtenden Ahorn habe ich bis zum heutigen Tag tatsächlich noch nicht gesehen. Dafür findet man schon ab und an sichtbar ausgelichtete Exemplare! Die Bäume werfen offenbar bereits ab. Wo sind nur die von mir so geliebten, bunten Oktoberbäume?
Rotfrau machte sich heute Morgen auf die Suche nach dem Bunt, fand aber nur weiches Goldlicht im satten Grün. Grüner Ahorn!
Also fotografierte sie rücksichtslos in die strahlende Sonne und freute sich über die spannenden Lichtblitze im Bild:
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Es ist anders hier im Norden – aber nicht minder schön.
Ich lebe im Land des Lichts. Ein besonderes Licht. Doch die 40 Jahre gewohnten jahreszeitlichen Abläufe passen nicht so ganz in mein neues Lebensumfeld und ich muss mich erst daran gewöhnen.
Also warte ich noch etwas auf das Bunt und genieße es umso mehr, wenn es dann doch noch kommt. Und bis dahin sehe ich eben den Mähdreschern bei der nun beginnenden Maisernte zu.
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Ich bin Marion und schreibe in unserem Onlinemagazin Meermond zu den Themen Reisen, Fotografie, Kultur und unser Leben in Skandinavien.

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