Leben in Dänemark

Dabei wollte ich doch bloß weiße Weihnachten!

Vor Weihnachten sind alle so dermaßen im Stress, als wäre es jedes Jahr auf`s Neue eine völlig überrumpelnde Überraschung, dass doch tatsächlich Weihnachten ist!

Schon wieder? Echt? 

Ich habe bereits alle meine Geschenke und auch schon irgendwie eine Ahnung davon, wie das Fest der Liebe so sein werden wird.

Aber was mich die letzten Tage massiv beschäftigt hatte, war die Sache mit der weißen Weihnacht.

Nein, ich bin nicht die ganze Zeit vor dem Wetterbericht gesessen und habe winterliche Regentänze und Schneemagie ausgeübt, ich habe weiße Kugeln gesucht.

Mein Kugeldrama begann Mitte November, als ich beim großen Schweden diese hübschen Weihnachtsbäume gesehen hatte:

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Seit ich denken kann, war mein Weihnachtsbaum immer rot und gold geschmückt gewesen. Um etwas Abwechslung zu haben, war er schon mal nur rot oder nur gold, aber nie zierten Kugeln einer anderen Farbe meinen Baum.

Kurzentschlossen machte ich mich auf die Suche nach dem so verführerisch präsentierten Baumschmuck, fand aber nur ein „Nein, das ist leider alles schon ausverkauft!“ und ein „Nein, neue Kugeln kommen nicht mehr nach. Wir haben nur noch das, was du in den Regalen finden kannst!

Die fertigen Bäumchen wollten die mir auch nicht verkaufen, obwohl ihnen mein Argument, dass sie die ja als Ausstellungsstücke gar nicht mehr brauchen würden, ziemlich logisch erschien.

Der kleine, rothaarige Trotzkopf in mir begann umgehend mit seinem Geschrei:

ICH WILL ABER WEIßE KUGELN! 

ICH WILL KEIN ROT UND KEIN GOLD MEHR! 

Und damit begann die Suche nach den Christbaumkugeln.

Ich war in Aalborg in einem Spezialgeschäft für Weihnachtsdekoration: 75 Quadratmeter voller Glitzer und Glöckchen. Zauberhaft!

Dort gab es mehrere Körbe mit weißen Kugeln, aber der Preis von 36 Kronen für eine einzige Kugel, also ca. 5 Euro, sprengt einfach die Familienkasse. Es wurde keine Großpackung mit weniger verzierten Exemplaren und auch keine günstige Plastikalternative angeboten. Die schlichten, weißen Kugeln vom Ausstellungsbaum – natürlich nicht im Laden aufzutreiben – wurden mir erneut verweigert.

Ich war in allen mir bekannten Großmärkten vom Baumarkt über den Ramschladen bis hin zu dem Riesenmegasupermarkt im Shoppingviertel. Ich fand Kugeln in Silber, Rot und Gold in Großkisten für 25kr (unfassbar!), wohingegen vereinzelte Weißkugeln stets für über 30kr angeboten wurden.

Der Dezember nahte und inzwischen war auch der wundervolle, große, schwarze Mann damit beauftragt worden, im Internet nach weißen Kugeln zu erschwinglichem Preis zu suchen. Wir fanden welche, doch irgendwie hatten wir keine Lust, 60 Euro Versandkosten zu bezahlen. Zugegeben, das ist jetzt die Summe des Anbieters mit dem wahnwitzigsten Angebot, aber alles jenseits 15 Euro ist einfach zu viel.

„Sprüh deine Kugeln doch einfach selbst an!“, so der Rat der Berlinerin von der Ostsee.

Seit drei Wochen also stinkt es erbärmlich in unserem Haus. Wenn man die Kellertüre aufmacht, wird man von den Dämpfen des Sprühlacks beinahe high.

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Unser Baum ist meist 2 Meter groß und da brauchen wir viele Kugeln und da jede Kugel ungefähr dreimal besprüht werden muss – man will ja keine Nasenkugeln, nimmt das unglaublich viel Zeit in Anspruch. Gleich im Anschluss gehe ich hinunter und sprühe die letzten vier Kugeln an…

In den Kugel – Trocknungsphasen habe ich mein Kunterbuntzimmer mit weißer Kreidefarbe in ein gemütliches, skandinavisches Lesezimmer verwandelt, in welchem mein winterlicher Weihnachtsbaum stehen soll.

Jetzt, wo ich fast fertig mit der ganzen Möbelanmalerei und Kugelsprüherei bin und meine Nase jedweden Geruchssinn abgeworfen hat, kann ich plötzlich weiße Kugeln kaufen. Auf einmal gibt es sogar im dörflichen Supermarkt  preisreduzierte 8 – Stück – Packungen für 25 Kr, dekorierte Spezialkugeln für 7 bis 15 Kronen!

Der gsM lacht sich scheckig und ich bin im absoluten Schneebaumdekorationswahnsinn:

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Und heute Abend holen wir endlich den Baum ins Haus…

Fröhliches Weihnachtshibbeln euch allen <3

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Ich bin Marion und schreibe in unserem Onlinemagazin Meermond zu den Themen Reisen, Fotografie, Kultur und unser Leben in Skandinavien.

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