Essen

Sanddorn – Was mach‘ ich bloß mit dir?

Hübsch ist er ja, der Sanddornstrauch!

Die dunkelgrünen, schmalen Blätter glänzen herrlich in der Wildnis der Dünenlandschaft und die orangen Beeren schmücken die grünen Hügelketten wie bunte Perlen.

Geht man allerdings näher an sie heran, sieht man knorrig verwinkelte Ästchen mit scharfen Dornen, um die sich die Beeren drängen. Es ist schwierig, eine dieser Beeren ohne blutige Finger zu pflücken und wenn man drauf beißt, ist sie so elendig sauer, dass sich die Kieferknochen verkrampfen.

Sanddorn ist dafür bekannt, sehr viel Vitamin C zu enthalten und soll ein wirksames Mittel gegen Frühjahrsmüdigkeit und Appetitmangel sein.

Hier im hohen Norden von Dänemark ist der Sanddorn (dänisch havtorn) weit verbreitet und der Ort Tornby bei Hirtshals bekam von ihm sogar seinen Namen: by ist das dänische Wort für Stadt und torn ist der Dorn. Der Ort, wo man sich auf die Spuren der Wikinger begeben kann, ist umgeben von einem Dünengebiet, in dem besonders viele Sanddornbüsche sind. Sie wachsen dort sogar an den unmöglichsten Stellen und Sandhängen:

Havtorn.jpg

Die Beeren erntet man am besten im Oktober. Dazu empfiehlt es sich, ganze Zweige mit nach Hause zu nehmen und jene in die Gefriertruhe zu packen. Sind sie dann durchgefroren, kann man die Beeren (angeblich) einfach abschütteln.

Hier in der Umgebung von Hirtshals werden aus dem Sanddorn nicht nur die bekannte Marmelade oder der Saft zubereitet, sondern auch Bjesk. Der Bjesk hat seinen Ursprung in der kargen, windzerzausten Natur des Vendsyssels und bekam seinen Namen vom dänischen Wort besk, das bitter heißt. Diese nordjütländische Spezialität und wo man sie bekommen kann, habe ich hier bereits genauer erklärt.

Ich habe vor vielen Jahren jeden Abend vor dem Zubettgehen einen Joghurt mit Sanddornpüree gegessen, um meine Fettverbrennung anzukurbeln, aber so richtig gerne mag ich diesen sauren, leicht muffigen Geschmack immer noch nicht.

Doch ich bin aus Prinzip ein sehr neugieriger Mensch.

Und darum habe ich heute einen Bjesk angesetzt, um zu erforschen, wie eben ein Bjesk aus Sanddorn schmeckt!

Kräuterauszüge mit Hilfe von Schnaps herzustellen, ist eine alte, länderübergreifende Kunst. Einem Schnaps nach dem Essen wird überwiegend wohltuende Wirkung zugesprochen und egal, ob man daran glaubt oder nicht: schmecken tut er trotzdem. Und laut Rezeptbuch kann man aus Sanddorn ebenfalls einen Schnaps herstellen.

Wir waren im Oktober in Tornby und haben Sanddornzweige abgeschnitten, in den Gefrierschrank gepackt …

und dort vergessen.

Weil wir heute Appetit auf Zitroneneis hatten, musste der riesige Beutel mit dornigem Gestrüpp einem Traum aus Zucker und Sahne weichen und ich musste endlich den schon lange geplanten Schnaps ansetzen.

Meermond macht Sanddornbjesk

Sanddorn

Und so geht das:

Die Beeren sollen nun 2 bis 3 Monate im Schnaps ziehen und danach abgefiltert werden. Dieses Konzentrat wird dann, wie beim Bjesk immer üblich, mit klarem Schnaps aufgegossen.

Laut Rezept soll man den Auszug verdünnen, bis er goldgelb wird oder eben nach Geschmack vorgehen.

Diesem Nachsatz werde ich unbedingten Gehorsam leisten.

Skål.

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Ich bin Marion und schreibe in unserem Onlinemagazin Meermond zu den Themen Reisen, Fotografie, Kultur und unser Leben in Skandinavien.

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