Nordjütland

Das Moor – ein Ort zum Fürchten!

Nach meinem letzten Beitrag [*hier*] wurde angemerkt, ich sei leichtsinnig gewesen, die vereisten Abhänge hinunter zu schlittern. Ja, zu Recht. Aber es scheint wohl in meiner Natur zu liegen, alles ausprobieren zu wollen, ob es nun gefährlich, merkwürdig oder einfach nur komplett anders ist. Mein ganzes Leben ist ein einziges Erlebnis und mir passieren Dinge, die andere nur aus Filmen kennen. So begrüßen mich alte Freunde in Deutschland schon mal mit einem freudestrahlenden

„Hurra, es ist so schön, dass du da bist! Jetzt gibt’s wieder coole Geschichten!“ 

Ein Freund in Bayern

Ja, das ist wirklich ein Zitat, so gehört im vergangenen Oktober. 

Sicherlich werden meine Freunde, wenn sie am Ende des Artikels angelangt sind, den Kopf schütteln und ein wissendes „Typisch!“ nicken…

Zwei Hühner im Sumpf

Die liebe Stella und ich hatten uns im November dazu entschlossen, einen Ausflug ins Store Vildmose zu machen. Sie hatte mich gebeten, ihr den Wanderweg zu zeigen, von dem ➡ ich hier berichtet hatte. Das Wetter war zwar nicht so prickelnd, aber wer hier im Norden wohnt, der hat entsprechende Kleidung.

Vor unserem Ausflug genossen wir Tee und gackerten uns in die richtige Laune. Von ihr stammt übrigens auch der Vorschlag zu obiger Hühnerüberschrift, welche ich mit dem Wissen über den gesamten Tag nur noch als Zwischenüberschrift verwenden möchte.

Mein weißes Auto war richtig schlammbraun, als wir am Grishøjgårds Krat angekommen waren. Anders als im Sommer war das Hinweisschild abgeschraubt, kein Picknicktisch mehr auf dem Parkplatz und irgendwie sah das alles nicht wirklich einladend aus:

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Der Weg ins Moor

Zum Vergleich: So sieht es im Sommer aus [klick –> groß]

Wir ließen uns aber nicht von unserem Vorhaben abhalten und marschierten munter los.

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Im Moor empfiehlt es sich, Gummistiefel zu tragen.

Der Boden war sehr nass, aber dank Gummistiefel und Regenhose war mir das herzlich egal. Wir freuten uns über herrliche Eindrücke:

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Im Moor gibt es eine herrlich üppige Vegation.
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Wo fängt der Wildwuchs an, wo hört der Weg auf?

Der ausgewiesene Wanderweg war an einigen Stellen kaum noch zu erkennen!

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Und wo ist der Weg?
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Ganz besonders in Erinnerung bleiben wird mir diese Stelle des Rundwegs, die selbst im Sommer nur schwer passierbar ist.

Ich habe kein Bild davon, als ich auf einmal einen halben Meter in der Erde verschwunden bin!

Erst als ich wieder auf sicherem Untergrund stehen konnte, haben wir beide herzlich gelacht und unsere Späße gemacht, aber wir waren uns sehr wohl darüber im Klaren, in welcher Gefahrensituation ich mich tatsächlich befunden hatte:

Genau dieses vermeintlich „nur etwas matschig“ aussehende Stückchen erwies sich als bodenlos und ich sackte bis weit über die Knie ein.

Und blieb stecken!

Ich konnte mich kaum mehr bewegen.

Schaurig ist´s, im Moor zu gehen!

Leider war es Stella nicht sofort möglich, mir eine hilfreiche Hand zu reichen und so bekam ich es ordentlich mit der Angst zu tun. Ich war nicht in der Lage, mein Bein aus dem festen Moor herauszuziehen. Ich hatte weder Untergrund, noch eine Idee, wo ich das Bein überhaupt aufsetzen sollte! Der Schlamm hielt den Schuh zu fest und stabiler Untergrund war nicht so einfach zu erreichen. Irgendwann kam dann ihre Hand, an der ich mich halten konnte, aber ich musste noch einen weiteren Schritt ins Bodenlose tun. Es ist wirklich schaurig, im Moor zu geh’n, denn ich musste erneut versinken – es ging nicht anders! Nicht zu wissen, wie weit es dieses Mal bergab gehen würde, machte mir große Angst!

Dank Stellas Hilfe kam ich wieder aus dem Moor heraus. Obwohl ich einen Schnürstiefel getragen hatte, der bis ans Knie reicht, konnte ich die restliche Wanderung nur deswegen mit beiden Schuhen fortsetzen, weil ich eine Outdoorhose über den Stiefeln am Knöchel zusammengeschnürt getragen hatte. Der eine Stiefel wurde mir regelrecht vom Bein gezogen!

Als ich wieder aufrecht stand, schüttelten wir uns erst einmal beide vor Lachen, um das viele Adrenalin los zu werden. „Ich hätte das für YouTube filmen sollen!“, gackerte Stella vor Erleichterung.

Und da durfte sie dann doch zur Kamera greifen:

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Wieder auf dem festen Boden und beide Stiefel an den Füßen.

Den Rest des Rundwegs legten wir zügig und unter unbedingter Vermeidung harmlos aussehender Matschpfützen zurück. Auf den zweiten Rundgang verzichteten wir dankend und das Hochmoor betrachteten wir aus dem Autofenster heraus.

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Im Store Vildmose gibt es ein Hochmoor.

Die Hühner haben gelernt

Wir waren uns einig, dass es ein Segen war, an diesem Tag eben nicht alleine im Moor gewesen zu sein. Und ehrlich gesagt, ich habe auch eine ganze Weile keine Lust mehr dazu! Man kann einfach nicht erkennen, wann eine Schlammpfütze nur oberflächlicher Matsch oder eine bodenlose Falle ist!

Moorschlamm ist wie ein schlabberiger Kleister, in dem man sich kaum bewegen kann und der alles für sich behalten will. Es wird schon seinen Grund gehabt haben, dass die Kommune den Rundweg so „undänisch“ und uneinladend gestaltet hatte:

Weil es einfach richtig gefährlich ist, außerhalb der Sommermonate im Moor zu wandern!

Die Natur hat ihre eigenen Regeln und es liegt an uns, diesen Regeln zu folgen. 

Und genau bin ich noch heute der Meinung, dass es interessant gewesen wäre, den Leuchtturm bei Lønstrup ins Meer stürzen lassen! Sicherlich der Leuchturm ist ein unglaublich schönes Fotomotiv und DAS touristische Highlight im Vendsyssel, aber die nordjütische Natur ist es auch!

Wir haben hier schauerliches Moor, eiszeitlich geprägte Hügellandschaften, bemooste Urwälder, Heide- und Dünenlandschaften, kilometerlange Sandstrände und zwei Meere, die bei Skagen aufeinander treffen.

Wir wohnen schön hier.

Wir erleben die Macht der Natur hier.

Und genau hier gefällt es mir am besten.

Herzliche Grüße aus Nordjütland,

Schriftzug Meermond

Lust auf mehr? Wie wäre es mit mit einem Trampelweg in die Vergangenheit oder einem Winteranfang der anderen Art? Etwas mehr gruseln kann man sich hier. Entdeckt meine liebsten Ausflugsziele und folgt mir bei Facebook oder Instagram. Über eine Weiterempfehlung oder ein Like freue ich mich sehr. Danke.  

Anmerkung: Der Artikel stammt vom 8.02.2018 und wurde am 13.05.2021 überarbeitet.

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Ich bin Marion und schreibe in unserem Onlinemagazin Meermond zu den Themen Reisen, Fotografie, Kultur und unser Leben in Skandinavien.

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