Traditionen

Freiwilligenarbeit in Dänemark

Es ist derzeit etwas stiller im Blog, man möge mir das bitte nachsehen, doch Frau Meermond ist im realen Leben gerade etwas beschäftigt:

In unserer Stadt eröffnet übermorgen eine Filiale der mødrehjælpen (Mütterfürsorge) und ich helfe mit. Diese Organisation hilft Schwangeren, Müttern und natürlich auch Vätern durch Beratung, die Organisation von Freizeitangeboten für die ganze Familie, Geschenken für die Kinder zu Festtagen und durch Boutiquen, in denen man zu landesweit einheitlichen, günstigen Preisen Kinderkleidung und Spielsachen erwerben kann.

Der Genbrugsgedanke in Dänemark

In Dänemark gibt es viele Gebrauchtwarenhäuser, in denen freiwillige Mitarbeiter gespendete Sachen für einen wohltätigen Zweck verkaufen.

3

Dabei werden die Erlöse an unterschiedliche Gruppen von Bedürftigen gespendet. Mit einem Einkauf in einem genbrugshus kann man beispielsweise Menschen in Afrika, Kinder von Alkoholikern, kommunale Bedürftige, Obdachlose  und viele mehr unterstützen.

Dabei darf man sich das aber nicht wie einen muffigen Second Hand Shop aus den 80ern vorstellen!

Das sind meist richtig kunstvoll eingerichtete, großartig gestaltete und umfassend ausgestattete Läden! Man kann faktisch alles in einem Genbrugshaus kaufen:

von den Socken bis zum antiken Kronleuchter und von der lila Christbaumspitze bis zur knarzenden Gartenschaukel. Ich liebe es, in den oft sehr kreativ gestalteten Läden auf Schatzsuche zu gehen und ich habe schon so viele Kostbarkeiten dort entdeckt!

2
Diese Bilder sind im Blå Kors in Aalborg aufgenommen worden.
1
Das Blå Kors unterstützt Familien, die mit dem Problem des Alkoholmissbrauchs konfrontiert sind…

In diesen Geschäften werden nämlich nicht nur gebrauchte Sachen angeboten, sondern auch Firmenrückläufer, Spenden, Handwerkskunst und so vieles mehr. 5

Ich habe zum Beispiel zwei handgenähte, kunstvoll bestickte Leinenblusen, wie man sie wahrscheinlich in keinem gewöhnlichen Geschäft finden kann. Und ich bin vermutlich auch die erste lebende Person, die diese – ich tippe auf Gesellenprüfung – liebevoll gearbeiteten Stücke am Leib trägt!

Zwischen Unmengen an Alltagsdingen und massenweise Kleidung  verstecken sich Umgearbeitetes, Vergessenes, Außergewöhnliches, Eigenartiges, Seltsames und Einzigartiges – ich finde

und kaufe es.

Einige meiner Bilder habe ich auch auf bemalten Leinwänden gemalt. Man muss nicht immer Neues erwerben, auch Gebraucht kann nämlich richtig prachtvoll sein bzw. werden:

7
vorher – seltsames Gemälde, doch spannende Details
6
nachher – ich liebe dieses Bild, in dem das alte eine neue Aufgabe hat

Freiwilligenarbeit ist in Dänemark hoch angesehen

Weil ich den guten Zweck der Genbrugshäuser unterstütze und ebenso der Meinung bin, dass die derzeitige Wegwerfgesellschaft dringend umdenken muss, bin ich eben ab Freitag einmal in der Woche Mitarbeiterin in einer Boutique der Mødrehjælpen.

In den vergangenen Wochen waren erstaunlich viele Hände damit beschäftigt, einen leeren Verkaufsraum mit buntem Leben zu füllen und die anderen Aufgabenbereiche der Mütterhilfe vor Ort zu organisieren. Es mussten (gebrauchte) Möbel gekauft und farbenfroh gestrichen werden, gespendete Kleidung aussortiert, gewaschen und gebügelt werden, Spielzeug gereinigt und und und …

Sich freiwillig an gemeinnützigen Programmen [und übrigens auch Vereinen] zu beteiligen, ist in der dänischen Gesellschaft sehr anerkannt und es wird auch gerne gemacht. Vermutlich habe ich mich wohl nie typisch dänischer verhalten als in den vergangenen Wochen. Die anfängliche Neugierde und gegenseitige Zurückhaltung ist einer unbefangenen Normalität gewichen und so versuchten die anderen Damen mir heute während der abschließenden Bügelarbeiten den regionalen Dialekt Vendelbo beizubringen. Von großem Gelächter begleitet versuchte ich die nuscheligen Belllaute der anderen nachzuahmen, wobei ich noch immer keine Ahnung habe, was ich da eigentlich sagte.

Übermorgen ist also feierliche Eröffnung.

Und ich bin schon gespannt, wie lange ich noch diese zauberhaften, nagelneuen Markenschühchen im Schaufenster gegenüber der Kasse anhimmeln kann…

 8.jpg

Lust auf mehr?

Wie wäre es mit der Geschichte vom Flohmarktfloh oder vom Ding? Wie es sich so in Dänemark lebt, könnt ihr auf Instagram und Facebook mitverfolgen. Über eine Weiterempfehlung und ein Like freue ich mich sehr.

Danke und herzliche Grüße,

 Schriftzug Meermond klein Bilderstempel

 

 

[Quelle Beitragsbild: Pixabay.com, Foto: HolgersFotografie]

Teilen:

Ich bin Marion und schreibe in unserem Onlinemagazin Meermond zu den Themen Reisen, Fotografie, Kultur und unser Leben in Skandinavien.

32 Comments

Kommentar verfassen