Sprache

Nååååå! – dieses Dänisch [2]

Immer wieder taucht in Dänemark-Facebookgruppen die Frage auf, ob es schwer sei, Dänisch zu lernen. Da jede/r anders lernt, kann man dies wirklich nicht pauschal beantworten. Für mich als deutsche Muttersprachlerin war es super einfach, das Basis-Dänisch zu lernen. Viele Wörter sind in geschriebener Form mit dem Deutschen verwandt. Auch ohne Dänischkenntnisse können deutsprachige Menschen so manches beim Lesen verstehen. Beim Hören hingegen wird es dann lustig.

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Dänisch ist ziemlich schwierig, da schon kleinste stimmliche Veränderungen eines Vokals eine komplett andere Bedeutung bewirken. Und diese Veränderungen als Nicht-Däne zu hören, ist nicht durchweg möglich. Noch komplizierter wird es, dass viele Konsonanten weggelassen werden und die Worte ineinander schwingen. Der Klang der Sprache ist melodisch und eher weich. Zu weich, möchte manch einer sagen. Und nicht wirklich durchweg nachvollziehbar.

Dänisch lernen

Sprich Dänisch so aus, als hättest du eine heiße Kartoffel im Mund! 

Dieser Satz geistert als Hilfestellung durch die Medien. Nun ja, ich würde meinen Erstkontakt mit Dänisch eher so beschreiben: so:

Stell dir vor, du bist beschwipst und lallst schon etwas, während dir jemand die Hände um den Hals gelegt hat und dich würgt.

Dänische Wörter werden fließend verbunden, erstaunlich viele Buchstaben nicht ausgesprochen oder gar umgelautet! So wird beispielsweise manches D zu einer Art L [ð] und aus der Buchstabenfolge -ag wird au. Das A wird meist als ä ausgesprochen, das deutsche Ä ist im Dänischen a-omlyd, das (für mich lustigerweise) so ausgesprochen wird: Ä omlyð.

Das D ist aber nicht immer ein ð. Manchmal wird es ausgesprochen, manchmal weggelassen. Genauso verfährt man mit manchen Endungen und anderen Konsonanten. Dafür gibt es oft den sogenannten stød, der Akzente in die Worte einfügt. Im Deutschen kennt man ihn seit Kurzem im Rahmen der gendergerechten Sprache. Wer Dänisch spricht, hat mit dieser kleinen Anspannung in den Stimmbändern keine Probleme. Doch gerade zu Beginn ist das alles schwer zu hören und noch schwerer zu erlernen. Mir fehlte die Logik! Hier ein Beispiel:

Das dänische Wort dag bedeutet Tag. Ausgesprochen wird es kurz und knackig „dä“. Sehr einfach, nicht?

Der daglig Brugsen, den viele Urlauber kennen, ist aber nicht der „dälig“ Brugsen, sondern der „dauli Bru–sen“. Das G wird gleich zweimal weggelassen und die Buchstabenkombination aus a und g wird also „au“ ausgesprochen. Möchte man annehmen, dass demnach die dagplejemor (Tagespflegemutter) zur „daupleiemor“ wird. Warum aber geht man beim sagsbehandler (Sachbearbeiter) nicht zum „saubehändler“? So manche Sachen in den Behörden sind bekanntlich saumäßig nervige Angelegenheiten, aber in Dänemark bearbeitet die dann der „säsbehändler“. Wie soll man das nur lernen?


Lesetipp: Die witzigsten dänischen Redewendungen


Dänisch – eine bildreiche Sprache

Min dreng gik kold kl. 6. Wenn man so eine Nachricht bekommt und noch nicht auf alle dänischen Idiome gestoßen ist, bleibt einem das Herz stehen. Wortwörtlich übersetzt bedeutet das nämlich: Mein Junge ging kalt um 6. Ist der Kleine gestorben?

Dänisch ist sehr bildhaft und man gebraucht gerne Redewendungen. Viele davon kennen wir aus dem Deutschen, doch manches Mal ist es etwas komplizierter. Und darum erfreut sich der Kleine weiterhin bester Gesundheit und war nur bereits um sechs Uhr eingeschlafen. Aber warum kalt? Vielleicht sind dänische Betten nicht so schön warm und kuschelig wie deutsche …?

Dänische Redewendungen sind manchmal sehr lustig und viele haben den gleichen Ursprung und Bedeutung wie die deutschen. Man ist hier wie dort lieber spät als nie. Doch manche dänische talemåde erschließt sich nicht wirklich:

at hælde vand ud af ørene – Wasser aus den Ohren schütten: labern

Dialekte

Die Dänen verstehen sich untereinander oft selbst nicht! Wir lebten im Vendsyssel, einer teils dialektgefärbten Gegend. Der regionale Dialekt heißt Vendelbomål und wird bereits im 30 Kilometer entfernten Aalborg nicht mehr verstanden. Gottseidank sprechen ihn nicht alle, denn es gibt Ausdrücke, die man in keinem Lexikon finden kann!

Ich habe gelacht, als mir meine Nachbarin gestern Abend mitteilte, dass sie dem Gespräch ihres Mannes mit einer Bekannten nicht wirklich folgen könne. Aber immerhin weiß ich jetzt, dass jøgl und pangel das Pendent zu noget er pissebøvlet ist. Letzteres ist nicht gerade fein im Ausdruck und ich übersetze es charmant mit „etwas ist ziemlich ärgerlich“. Pang bedeutet übrigens leuchtend und ist im Lexikon aufgeführt, doch wenn man an einer verzwickten Sache dran ist, dann pangler man mit etwas.


Lesetipp mit Hörbeispielen des Vendelbomål: Fun Facts


Mir hat es manchmal einiges abverlangt, den vielen Feinheiten des Dänischen auf den Grund zu gehen. Ich bin in sprachliche Fettnäpfchen getreten und habe das eine oder andere Mal Verwirrung bei meinem Gegenüber ausgelöst. Aber im Rückblick betrachtet kann ich sagen, dass Sprachen wirklich Türen öffnen. Dänen freuen sich über all die Menschen, die sich trauen, Dänisch zu sprechen.

Niemand kritisiert eine falsche Betonung oder eine verdrehte Wortstellung. Nur Mut, Dänisch kann man wirklich lernen!

Ich hab es ausprobiert.

Herzlichst,

aktualisiert und bearbeitet am 16.03.2023

Anmerkung: Die korrekte Aussprache von Vendelbomål und Kraftausdrücken beherrsche ich nicht. Man möge daher Nachsicht bei der Vertonung üben. Ich gab mein Bestes.

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Ich bin Marion und schreibe in unserem Onlinemagazin Meermond zu den Themen Reisen, Fotografie, Kultur und unser Leben in Skandinavien.

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